Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Grafschaft Wernigerode

Kreis Grafschaft Wernigerode. 
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Entwurf gemacht, erkannte aber bei persönlicher Anwesenheit hier an, daß dieses 
nicht für die Verhältnisse passe, und war einverstanden, daß Frühling ein Gegen- 
projekt aufstellte. Letzteres adoptierte er demnächst selbst als geeigneter und 
machte auf Grund desselben dann noch einige Spezialentwürfe. Das Projekt ist 
daher mindestens eine gemeinsame Arbeit und Frühling nicht nur der aus- 
führendo Baumeister.“ 
Hervorzuheben ist noch, daß die neue Kirche, um mehr Raum für ihren 
Besuch darzubieten, um ein Bedeutendes gegenüber ihrer Vorgängerin über die 
bebaute Grundfläche des Schloßbaues hinausgerückt ist. In jeder Beziehung, 
zumal an Kanzel, Altar, den gemalten Fenstern, von herrschaftlichen Personen 
gestickten Teppichen und einem trefflichen Orgelwerk reich ausgestattet, erscheint 
dieser rein gotische Bau doch nicht überladen. Und wenn bei einem Gottes- 
hause auch kostbare Steine, Gold und Seide nicht die Hauptsache bilden, so liegt 
doch in den reichen Opfern, welche sie auf den Bau und die Zierde dieses Bau- 
teiles in ihrem Daheim verwandte, ein bedeutsames und schönes Zeugnis für 
das innere Verhältnis, welches die erlauchte Schloßherrschaft getreu den Über- 
lieferungen ihrer Ahnen dieser über das irdische Heim hinausweisenden heiligen 
Stätte bewahrte?). 
Wurde nun allein beim Bau der Kirche der Rat eines zweiten Meisters 
hinzugezogen?), so war bei allen übrigen Neu- und Umbauten am Schlosse Karl 
Frühling der alleinige Bauleiter, der sich seine Gehilfen, wie die Architekten 
Hennecke, Zielfelder, Euler, und auch die geeigneten Werkleute zu suchen und heran- 
zuziehen wußte. Von Künstlern waren es besonders die Professoren C. Beckmann 
in München und Karl Dopmeyer in Hannover, welche durch ihre Meisterhand 
zur Ausschmückung des Schlosses wesentlich beitrugen. Der Geschichtsmaler 
Beckmann, sonst bekannt als geschickter Zeichner der Bilder zu Fritz Reuters 
volkstümlichen Dichtungen, führte im Fest- oder Rittersaale die drei großen 
Wandgemälde aus, welche Ereignisse aus der Geschichte der Grafschaft Wernigerode 
und ihrer erlauchten Grafen und Herren veranschaulichen. Dopmeyers Künstler- 
hand erneuerte die durch ihr Alter schadhaft gewordene Holzschnitzerei an der 
Nordwestecke des Schloßhofes und schuf an den Ziersparrenköpfen der eichenen 
Holztäfelung des Rittersaales geschnitzte, die verschiedenen Stände und Berufe 
kennzeichnende Figuren, welche bestimmte lebende Persönlichkeiten darstellen. 
Auch sind von ihm die vier Wappentiere an der Kirchtreppe geformt. Als ein 
weiterer Fachmann, der bei dem Erneuerungsbau des Schlosses tätig war, ist 
noch der dänische Wasserbaumeister Jensen zu nennen, denn auch für die Ver- 
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1) Wir können nicht umhin, an dieser Stelle daran zu erinnern, in wie sinniger, die 
Anwesenden tief ergreifender Weise unseres gnädigsten Kaisers und Königs Wilhelm II. 
Majestät, Höchstwelcher die Wernigeröder Schloßkirche wiederholt besuchte, auf dieses be- 
deutsame Verhältnis der Kirche zum Heim der erlauchten Schloßherrschaft am 1. April 1906 
im Rittersaale des Schlosses hinwies und es betonte, daß es Ihm, als protestantischem 
Hohenzollern, besonders willkommen sein müsse, hier ein Geschlecht zu wissen, zu dessen 
Hause der Weg durch die Kirche führe, wo der Tag mit Gebet beginne und Gottes Wort 
hoch gehalten werde. (Vgl. auch Wern. Zeitung und Intell.-Bl. Nr. 84 vom 10. April 1906, 
2) Es mag hier noch erwähnt werden, daß aus Anlaß des neuen Schloßkirchbaues der Herr- 
schaft von dem Bearbeiter des geschichtlichen Textes zu der gegenwärtigen Schrift eine 
handschriftliche Arbeit zur Geschichte der Schloßkirche überreicht wurde.
	        
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