Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Grafschaft Wernigerode

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Kreis Grafschaft Wernigerode. 
in der Oberpfarrkirche 1567, während die Figuren von einem Holzepitaph Dietrichs 
von Gadenstedt im Museum 1536 fast gute Arbeit zeigen. Dagegen zeigt die 
Reihe der übrigen Gadenstedtschen Familienglieder und Hans Spießens Frau von 
1596 — 1614 in der Oberpfarrkirche einen erschreckenden Tiefstand des bild- 
nerischen Vermögens, woraus nur das anmutige Kinderbild der Adelheid von 
1608 etwas hervorragt, verwandt dem Kind Vahrenbuhler in Stapelburg 1598. 
Recht gute Arbeit in einem flachen, flüssigen Relief finden wir jedoch an einem 
Steinaltar in Stapelburg (um 1600) und an der Kanzel in St. Johannis, diese 
vielleicht von der gleichen Hand wie die der Nikolaikirche, jetzt in der Kirche 
der Altlutheraner von 1611, wofür urkundlich und inschriftlich die beiden Tischler 
Bernd App (oder Ape, ein Württemberger) und Hans Hartungk bezeugt 
sind. Ganz etwas Eigenes mit dem breiten zackigen Gewandstil bietet ein Grab- 
stein des Asche von Reiffenstein 1616 in Minsleben. 
Der große Krieg macht eine fühlbare Lücke. Danach setzt wieder die 
Grabplastik mit äußerst geringen Leistungen ein; wir erinnern an das steife Bild 
des Chr. v. Biela 1647 in Stapelburg, an die Reihe von Pastorengräbern in 
St. Johannis von 1663—1728, an den Knaben (1668), den Jüngling und den 
Hammermeister außen an der Dorfkirche in Ilsenburg, an den kümmerlichen 
Ritter v. Spitznase 1674 in Langeln. Wieder sind es Auswärtige, Julius 
Schade und Kaleb Schneider aus Zellerfeld, welche 1681 die Kanzel für 
Stapelburg (im Museum) arbeiten, und Bastian Heidekamb aus Osterode, 
der 1706 die Kanzel, das glanzvolle Altarwerk und ein Epitaph in der Kloster- 
kirche zu Ilsenburg in üppigem Barock schuf. Über ein wenig jüngeres, sehr 
zierliches Altarwerk in Silstedt fehlen die Daten. Recht gute Plastik dieser Zeit 
hatte der Altar in Veckenstedt (Reste in der neuen Kirche). 
Eine eigene Strömung glauben wir jedoch in der Plastik der Ilsenburger 
Ofenplatten durchfühlen zu können. In den älteren Stücken [Taf. 18 u. 19] herrscht 
noch die schöne Grazie und Formenreinheit der Renaissance. Nach Mitte des 
17. Jahrhunderts zeigen sich krausere Formen und vor allem eine Symbolsucht 
‘Europa lugens, das Glück des Gerechten usw.), die wir in ähnlicher Fassung in 
Abb. 191. Unterer Reliefstreifen des Hauses Krummel, 1674 
den Brüstungsfeldern des Hauses Krummel (1674) wiederfinden. (Abb. 191.) Die 
Verschiedenheit des Materials darf nicht irremachen. Denn die Modelle für den 
Eisenguß waren die gleichen Flachreliefs in Holz, wie wir sie am Hause Krummel 
sehen, Die gleiche, etwas schwulstige und phantastische Manier finden wir aber 
auch an der Kanzel und dem Triumphkreuz in St. Theobald in Nöschenrode 1696, 
die urkundlich in Quedlinburg gearbeitet wurden, am Hause Preysser 1696 und
	        
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