209
8§. 54.
Die provisorische und definitive Anstellung der Lehrer an den öffentlichen Volks- und
Bürgerschulen erfolgt durch die Bezirksregierung. Die hierbei der Gemeinde zustehende Be—
theiligung übt der Schulporstand in der Art aus, daß er aus den vorhandenen Bewerbern
nach Stimmenmehrheit drei auswählt und der Regiernng präsentirt. Der Schulvorstand ist
oon der Verpflichtung, drei Kandidaten zu präsentiren, für den Fall entbunden, wenn sich
z Wochen nach Erledigung der Stelle nicht drei Bewerber um dieselbe gemeldet haben.
8. 55.
Hat der Schulvorstand 8 Wochen nach Erledigung der Stelle die Präsentation noch
nicht vorgenommen, oder hat zweimal dem Präsentirten die Bestätigung versagt werden
nüssen, so wird die Stelle von der Bezirksregierung besetzt.
8. 56.
Dem für eine Stelle neu ernannten Lehrer hat Behufs des Anzuges für seine Fa—
milie und seine Effekten die Gemeinde bis auf eine Entfernung von 10 Meilen freies
Fuhrwerk zu stellen, oder nach ihrer Wahl eine Entschädigung, welche erforderlichen Falls
—0 Thaler nicht übersteigen
darf, zu gewähren.
8. 57.
Der Lehrer wird von dem Kreis-Landrath oder in dessen Auftrag in sein Amt ein—
geführt und vereidigt.
8. 58.
Jeder Lehrer an einer öffentlichen Volks- und Bürgerschule ist verpflichtet, der Lehrer—
Pensions-, sowie der Wittwen- und Waisenkasse nach den für den Bezirk bestehenden Re—
zlements beizutreten.
F. 599.
Nach dem Tode eines Lehrers erhalten dessen Wittwe, Kinder und Enkel außer den
Einkünften des Sterbemonats noch einen zweimonatlichen Betrag des Lehrer-Einkommens.
Die Stellvertretungskosten sind aus der Schul- oder Gemeindekasse zu bestreiten.
§. 60.
Die Auseinandersetzung zwischen dem abziehenden Lehrer, oder den Erben eines ver—
torbenen Lehrers und dem neu anziehenden Lehrer erfolgt nach den allgemeinen Grund—
ätzen über den Nießbrauch.
8. 61.
Ein Lehrer darf nur unter Zustimmung des Schulvorstandes und unter Genehmigung
der Bezirks-Regierung ein Nebenamt übernehmen. Gleiche Genehmigung ist zur Betreibung
ines Gewerbes Seuͤens des Lehrers, oder solcher Personen, die zu seinem Hausstande
gehören, erforderlich.
8§. 62.
Urlaub für den Lehrer außer der Ferienzeit ertheilt der Schulvorstand bis zu 8 Tagen, der
Schulinspektor bis zu 14 Tagen, für längere Zeit die Bezirks-Regierung. Für seine Stellvertre—
lung hat der Lehrer unter Genehmigung der den Urlaub ertheilenden Behörde zu sorgen.
Die während der Krankheit eines Lehrers und während eines zur Wiederherstellung
seiner Gesundheit erforderlichen Urlaubs entstehenden Stellvertretungskosten werden aus der
Schul- oder Gemeindekasse bestritten.
8. 63.
Für jede öffentliche Volks- und Bürgerschule wird ein Schulvorstand eingesetzt, welcher
in allen Rechtsverhältnissen die Schule zu vertreten, sowie gleichmäßig die Interessen des
Staats, der Kirche und der Gemeinde, insbesondere die der letzteren zustehende Leitung
der äußeren Angelegenheiten der Schule wahrzunehmen hat. Zur Anstellung von Klagen
bedarf der Schulporftand der Ermächtigung der Bezirks-Regierung.
Schulvorstand.