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Plenarverhandlungen
zffentlichen Arbeiten zu belassen, als sie dem Kultusministe—
rium zu überweisen. Ich will vorausschicken, daß der Herr
Referent Graf Limburg-Stirum sich geirrt hat, wenn er sagte,
die Bedenken, die gegen diese Zutheilung zum Kultusministe—
rium ausgesprochen wären, wären wesentlich nur darauf be—
gründet, daß man eine nicht zustimmende Ansicht über die
jetzige Leitung des Kultusministeriums hätte. Das ist nicht
der Fall, ich würde auch gegen diese Zutheilung stimmen,
wenn das Kultusministerium in anderen Händen sich befände.
Meine Herren, ich verkenne also, wie gesagt, die Schwierig—
keiten nicht, und ich muß auch noch einer anderen Schwierig—
keit erwäͤhnen, nämlich daß bereits jetzt ein Theil der Schulen
oon dem einen und ein Theil von einem anderen Ministerium
ressortirt. Es sind nämlich Theile der Vorbereitungs- und
Fortbildungsschulen und einzelner anderer Unterschulen schon
jetzt im Ressort des Kultusministeriums, dagegen die höheren
Schulen gehören zum Handelsministerium. Auch diese
Schwierigkeiten machen mich nicht bedenklich. Ich behaupte
aber dennoch, es ist so bedeutend für mich, das ganze tech—
nische Schulwesen nicht in die Hände des Kultusministeriums
zu legen, daß ich über alle kleineren Schwierigkeiten hinweg—
sehe wegen der innern Bedeutung meiner Gründe. — Zunächst,
um ganz kurz zu sein, halte ich dafür, daß die Unterrichts—
leitung der verschiedenen Zweige sehr mannigfaltig gestaltet
and das Unterrichtswesen kein einheitliches Ganzes ist, welches
in seinen einzelnen Theilen aus denselben Gesichtspunkten und
mit denselben Voraussetzungen geleitet werden muß.
Meine Herren, Sie haben dies selbst anerkannt,
indem Sie die landwirthschaftlichen Schulen
nicht zum Kultusministerium gelegt haben
und die Schiffer- und Navigationsschulen auch nicht dorthin,
ebensowie die Bergwerksschulen; da haben Sie auch gefühlt,
daß andere Grundsätze und eine andere Art von Leitung
nothwendig ist. Meine Herren, auf demselben Stand—
punkte, wie Sie in diesen Fragen, stehe ich auch in der
Frage der technischen Schulen bezüglich des Handels—
ministeriums. Die Leitung des Schulwesens im Kultus—
ministerium wird wesentlich beeinflußt durch die Rücksicht auf
das höhere wissenschaftliche Schulwesen. Meine Herren, das
ist die Hauptsache, das hat die größte Bedeutung; die Leitung
der Universitäten und Gymnasien steht höher, hat einen
größeren Umfang, ist auch innerlich in gewisser Beziehung
schärfer abgegrenzt als dieses technische Schulwesen und des—
halb wird die Abtheilung, die das Unterrichtswesen im Ganzen
im Kultusministerium leitet, wesentlich von diesem Stand—