Full text: Das technische Unterrichtswesen in Preußen

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Plenarverhandlungen 
annehmen, daß auch das Erforderliche dort geschehen wird, 
um vorläufig dem Bedürfnisse abzuhelfen. 
w Präsident: Der Herr Regierungskommissar hat das⸗ 
Wort. 
Regierungskommissar Geheimer Regierungsrath Dr. 
Wehrenpfennig: Meine Herren! Diese Schule, die 
Schiffsbauschule in Stettin, ist gegründet im Jahre 1834 
und ist aufgelöst, nachdem sie schließlich nur noch aus einem 
Schüler bestand, der militärpflichtig wurde, im Jahre 1871. 
Sie hat also gelebt ziemlich 40 Jahre. Ich habe, als ich 
von dem Wunsche hörte, soweit das in der kurzen Zeit mög— 
lich war, mir die Lebensgeschichte dieser Anstalt angesehen, 
ind bin da doch auch auf mancherlei Bedenken gestoßen. 
Diese Schiffsbauschule war natürlich eine Schule für den Bau 
oon Holzfegelschiffen, und hat während ihres fast vierzigjährigen 
Bestehens, obwohl sie ein Unikum in Deutschland war, nie⸗ 
nals über 15 Schüler in einem Kursus gehabt. Sie begann 
mit 5 Schülern, sie lebte dann eine erhebliche Zeit mit 10 
Schülern und brachte es bei einer besonders glänzenden Kon— 
unktur des Schiffsbauwesens auf 15, sank dann auf 5 und 
starb mit einem Schüler. Nun haben wir eine nicht geringe 
Zahl von Anstalten bereits ins Leben gerufen, denen nachher 
eine gewisse Krankheit anhaftete. Wir müssen daher vor— 
sichtig sein, ehe wir eine neue beginnen, und müssen genau 
ntersuchen, worin der Grund der Krankheit lag. Ich muß 
Jestehen, daß ich diese Untersuchung in der kurzen Zeit nicht 
habe machen können. Lag der Grund, der Krankheit darin, 
Laß eine Schiffsbauschule zum Beispiel nicht existiren kann 
ohne eine Werft? Daß der theorelische Unterricht ver— 
bunden sein muß mit dem praktischen in dem Sinne etwa, 
daß wirkliche Schiffsarbeiten damit verbunden sein müßten 
oder welche anderen Gründe waren vorhanden? Ist heute, 
vo überhaupt der Eisenschiffsbau überwiegend geworden ist, 
eine derartige Werkmeisteranstalt noch zulässig, verspricht sie 
aoch Erfolg? Sie verzeihen, wenn ich mit diesen wenigen 
Bemerkungen mich begnüge, ich wollte damit nur sagen, daß 
die Anregung zu einer solchen Anstalt ja immer sehr will⸗ 
kommen 'ist, daß die Verwaltung sich aber wird, vorbe— 
halten müssen, zunächst zu untersuchen, aus welchen Gründen 
Kies Untkum in Stettin, obwohl es keine Konkurrenz hatte, 
fondern vollständig monopolisirt war, gleichwohl zu einer 
Entwickelung nicht hat kommen können. 
Präsident: Ich kann die Diskussion über den Titel 
schließen und den Titel für bewilligt erklären. 
Jetzt wird die Diskussion eröffnet über den
	        
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