Full text: Das technische Unterrichtswesen in Preußen

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Plenarverhandlungen 
gerade der Richtung entgegenstehen, die hier ihren Ausdruck 
ndet. Wie der Berliner Architektenverein mit einer Majo— 
ritaͤt von 14 zu 1 so hat eine ganze Reihe anderer zum Ver— 
bande deutscher Architektenvereine gehörigen Vereine in dem 
Verhältniß von 12 und 10 zu 1 oder ganz einstimmig sich 
dem Vorgehen des Herrn Handelsministers entgegenstellt. 
Es kann unter den Umständen nur meine Aufgabe sein 
den Versuch zu machen, ob es mir wohl gelingen möchte, 
einige Voruͤrtheile zu heben und einige Besorgnisse zu ent— 
fernen, welche wie mir scheint, den eigentlichen Anlaß zu einer 
so gewaltigen Opposition bilden. 
Es wird vorausgesetzt und steht in den Resolutionen des 
Verbandes deutscher Architekten ausdrücklich abgedruckt, daß die 
Symnasien der Zukunft, auf welche sie hauptsächlich als Vor— 
bilder ihrer künftigen Berufsgenossen hinweisen, auch noch 
rrotzdem, daß sie vollständige Gymnasien mit ganzem Kursus 
seien, außerdem die Mathematik in, viel höherem Grade 
hetreiben, daß sie die Naturwissenschaften im weitesten Um— 
kreise in den Bereich ihrer Thätigkeit ziehen und daß sie, die 
pflanzstätten der eigentlichen klassischen Vorbildung, dabei noch 
Zeit sinden sollen für eine graphische Ausbildung, wie sie 
zum Eintritt in die technische Hochschule erfahrungsmäßig 
dothwendig ist. Meine Herren, ich halte das für ein reines Vor— 
urtheil. Ich wage die Behauptung, nachdem ich mich einigermaßen 
mit der Literatur über diesen Gegenstand vertraut gemacht habe, 
daß kein praktischer Schulmann, welcher diesen Namen verdient, 
es für möglich hält, daß das Gymnasium mit den Zielen und 
Aufgaben, die ihm sonst schon gestellt sind, eine vollständige 
Beherrschung der Mathematik und Naturwissenschaften und 
nun gar der Fertigkeit im Zeichnen (wozu ganz nothwendig 
dann 'auch Französisch und Englisch kommen würde) in sich 
schließen könne. 
Die Opponenten gehen, glaube ich, sehr wesentlich von 
der Ansicht aus, daß sie es hier zu thun haben mit einem 
Zuwachs ihrer Zahl aus den Kreisen früherer Gewerbe— 
schüler. Sie halten sich an den Namen „Gewerbeschule“; 
auch das halte ich, meine Herren, für ein reines Vorurtheil, 
ein Voruriheil, welches mit wenigen Worten einfach beseitigt 
werden kann. Wenn der Name ihnen nicht gefällt, auch uns 
gefällt er nicht; er ist in der Unterrichtskommission, und so 
diel ich bemerken konnte unter allgemeinem Beifall, auf das 
schärfste bemängelt und verurtheilt worden. Meine Herren, 
diese neunklassische lateinlose Gewerbeschnle, geht als Gewerbe— 
schule zu Bett und steht als Realschule wieder auf! Sie 
erreicht in Wirklichkeit schon dasselbe Ziel, welches der
	        
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