Full text: Das technische Unterrichtswesen in Preußen

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Plenarverhandlungen 
ingesehen, daß nunmehr bestehen könnten: Gymnasien, Real⸗ 
schulen mit Latein, Realschulen ohne Latein, denn was in 
der Vorlage Gewerbeschule genannt ist, würde richtiger eine 
lateinlose Realschule genannt werden. Die Unterrichtsverwal⸗ 
tung hat, wie der Entwurf des Unterrichtsgesetzes erweisen 
dürfte, in dem Nebeneinanderstehen solcher Einrichtungen 
uiht im entferntesten geglaubt eine Gefahr erblicken zu 
ollen. 
Man kann Unterrichtseinrichtungen noch so genau er— 
wogen haben, so läßt sich doch nicht vollständig sicher vor— 
aussehen, was ihre Erfolge sind. Es würde also als Un— 
— 
wie in ihrem Leben und ihrer Entwickelung dadurch zu 
kränken, daß man diejenigen Realschulen, welche die historisch⸗ 
ohilologische Seite nur durch die Beschäftigung mit lebenden, 
nodernen Sprachen ausbilden, lebensfähig macht. Vielmehr 
sollen den Realschulen mit Latein dadurch die Bedingungen 
ihres Lebens nicht im geringsten beeinträchtigt werden. Das 
Nebeneinanderbestehen von Anstalten verschiedener Einrich— 
tungen wird mehr dazu beitragen können, daß jede ihrer be— 
sonderen Aufgabe vollkommen genügt. 
Hiermit dürften die Hauptpunkte dessen getroffen sein, 
was in der vorigen Rede wenigstens mir vernehmlich ge— 
vesen ist. 
w Präsident: Der Abgeordnete Seyffardt hat das 
Wort. 
Abgeordneter Seyffardt: Meine Herren! Wenn ich 
Sie bitte, mir einige Momente der Aufmerksamkeit zu schenken, 
so geschieht es, um meine Freude auszudrücken über den Um— 
schwung, der in den Anschauungen der maßgebenden Stelle 
eit einiger Zeit bezüglich des technischen Unterrichtswesens 
eingetreten ist. Mir erscheint dieser Umschwung als ein Fort— 
schritt, der weit über die Bedeutung dieses Zweigs des Unter— 
richtswesens hinausgeht, indem mehr, als es sonst bei uns 
der Fall zu sein pflegt, dem Kern aller Unterrichtsfragen näher 
getreten und gefragt wird: welche Erziehung, welche Bildung 
st wohl die geeignetste für einen ganz bestimmten Beruf, hier 
also für das gewerbliche Fach. Ich habe nach diesem Vorgang die 
Hoffnung, daß es bei diesem Schritt nicht bleiben werde, 
daß das Unterrichtsministerium in ähnlicher Weise nach dem 
Grundsatze „Eines schickt sich nicht für Alle“ und nach dem 
ferneren Grundsatze „der Theilung der Arbeit“ weiter unter— 
uchen werde, welche Aenderungen in unserm Unterrichtswesen 
sich empfehlen dürften. Ich will nur erinnern an die Real— 
schule und ihre Forderung, daß ihre Abiturienten auch zum
	        
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