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Plenarverhandlungen
Weise, indem für die Gewerbeschulen der Zukunft eine Tren⸗
nung der beiden Ziele als nothwendig hingestellt wird, damit
angedeutet ist, daß ein großer Theil unserer Schulen
eigentlich in dieser Beziehung nicht den idealen Anforde⸗
rungen entspricht, indem er verschiedenen solcher Ziele
Renftbar gemacht wird . Sowohl unsere Gymnasien als
Realschulen müssen ja auch einen minderen Abschluß mit der
Ihlendeten Untersekunda in Aussicht nehmen. Also mit der
Tendenz der Scheidung der Gewerbeschulen in zwei Kategorien
hin ich in hohem Grade einverstanden. Ich habe nur das
Bedenken, daß praktisch nicht erreicht werden werde, was die
Staatsregierung in Aussicht nimmt. Meine Herren, von
den bestehenden 19 Gewerbeschulen werden unzweifelhaft die⸗
senigen 12, welche schon heut ein System von Vorschulen
haben, sich für den neunklassigen Kursus entscheiden. Die
sudern 7 werden sich vielleicht für den Anfang auf die Vor⸗
hereitung für den sogenannten Techniker mittleren Ranges
beschränken, aber mit dem Hintergedanken, sobald irgend die
Miltel nur beschafft werden können, sich auch zu der höheren
eunklassigen Stufe zu erheben. So dürfte irotz der guten
Absicht der Staatsregierung das Beduͤrfniß nach einer gedeih—
lichen Vorbildung fuͤr den Techniker mittleren Ranges ebenso
wenig Befriedigung finden, wie das Bedürfniß nach Mittel—
schulen überhaupt wegen der Konkurrenz der Gymnasien und
Realschulen bisher nicht zur vollen Geltung hat gelangen
snen. Es wird daher eines weiteren Fortschriites bedürfen,
ehe es möglich sein wird, daß das Bedürfniß einer technischen
Vorbildung der mittleren Schichten gedeckt wird, es wird der
Frienntniß im Unterrichtsministerium bedürfen, daß nicht eher
Mittelschulen in größerer Zahl in Preußen erstehen können,
As vis der an ihnen lehrende —
gebildete Lehrer vollständig gleichgestellt wird mit dem Lehrer
In der neunklassigen Schule, in ähnlicher Weise, wie ja der
Amtsrichter in den neuen Justizgesetzen mit dem Richter an
den Landgerichten gleichgestellt worden ist.
Meine Herren, indem diese Reorganisation eintritt, faͤllt
mit der veränderten Bestimmung der Gewerbeschulen die Fach⸗
schule mit wenigen uerkennenswerthen Ausnahmen in das
Fleie. Es ist nun das Verdienst des dritten Abschnitts der
Denkschrift, klar zu stellen, in welcher Weise diese Fachschulen,
die doch nach den Erfahrungen unserer Nachbarn, der Fran⸗
zosen und Oesterreicher, eine sehr große Bedeutung haben, in
der Zukunft organisirt werden sollen.
Jeder, der nur einigermaßen Gelegenheit gehabt hat,
diese Fachschulen des Auslandes zu sehen oder die allerdings