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Plenarverhandlungen
fassen und Anträge stellen, die nur zu neuen Ausgaben
draͤngen. Ich glaube, auf dem Wege wird es wohl kaum
möglich sein, irgendwie weiter zu gehen.
Die zweite Frage des Berechtigungswesens habe ich auch
schon vorhin erörtert und stimme darin mit dem Herrn Vor—
redner überein, daß diese eine wesentliche Grundbedingung
für die Entfaltung jeder Schule ist, mag sie heißen wie sie
wolle, und ich glaube auch nachgewiesen zu haben — und
das möchte ich dem Herrn Geheimrath Wehrenpfennig ent—
zegenhalten — daß die Stellung, welche die Staatsregierung
in einzelnen Ressorts in Berechtigungsfragen eingenommen,
wesentlich dahin geführt hat, daß die einzelnen Kommunen
sich immer nur interessirt haben für höhere Schulen, weil
diese höhere Berechtigungen besitzen. Wenn wir nicht dazu
zekommen sind, Mittelschulen zu entwickeln, die ich auch fuͤr
ein dringendes Bedürfniß halte und die auch hier wieder in
der zweiten Gruppe von Schulen in ihrem Grundgedanken
kkizzirt sind, so liegt das darin, woran vor allen Dingen
auch die jetzige vorgeschlagene Organisation der neuen sechs—
klassigen Mittelschule krankt, daß dieser sechsklassigen Mittel—
schule zugemuthet wird, zwei fremde Sprachen Zu treiben.
Warum wird ihr das zugemuthet? Lediglich weil nach unserer
Reichsprüfungsordnung die Berechtigung zum einjährig frei—
willigen Dienst nur Anstalten verliehen wird, die zwei
fremde Sprachen lehren.
Also Sie sehen ja auch hier wieder einen Beleg dafür,
daß dieser Punkt des Berechtigungswesens vom Reiche aus
aothwendig revidirt werden muß, wenn irgend eine der An—
stalten, insbesondere die hier proponirte Mittelschule prosperiren
oll; ohne diese Voraussetzung ist ihr der Boden und jede
Lebensluft von vornherein entzogen, das ist meine Ueber—
zeugung.
Was nun die zweite große Frage betrifft, die das Haus
bisher beschäftigt hat, so bin auch ich der Meinung, daß der
Erlaß des Herrn Handelsministers den richtigen Weg be—
treten hat mit der neuen Organisation der höheren Ge—
werbeschule. Ich verstehe nicht, wie einer solchen Organisation
so große Vorurtheile begegnen können. Ich glaude in der
That, die betreffenden Petenten unterschätzen diese Anstalt oder
sie kennen ihren Lehrplan nicht, und das ist darum nicht zu
entschuldigen, weil diese Art von höheren Gewerbeschulen keines—
wegs etwas Neues ist, weil wir schon solche Schulen haben
in Berlin, nämlich die Friedrich-Werdersche oder Gallenkamp'sche
Schule, die genau dem Organisationsplan entspricht, und
die gerade die Berechtigung zum Studium des hoͤheren Bau—