Full text: Das technische Unterrichtswesen in Preußen

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Plenarverhandlungen 
Wenn der Herr Regierungskommissar dem Dr. Forch— 
hammer — ich habe es so verstanden — den Vorwurf ge— 
macht hat, daß er höhere und klassische Bildung für gleich— 
bedeutend erklärt habe, so muß ich, indem ich übrigens Herrn 
Dr. Forchhammer seine Erklärung noch überlasse, doch be— 
haupten, daß das Gegentheil stattgefunden hat. Er hat diese 
beiden Ausdrücke einander gegenüber gesetzt, um umsomehr zu 
Gunsten jener höchsten eigenthümlichen Bildung zu sprechen, 
welche er die klassische nennt. 
Was nun speziell die uns gerade vorliegende Frage und 
die Art und Weise anbelangt, wie mein verehrter Freund Herr 
oon Behr den Antrag der Kommission vertheidigt hat, so 
kann ich doch folgende Bemerkungen nicht unterdrücken. 
Meine Herren, die Einrichtung des Gewerbeschulwesens 
ist ja ganz etwas Anderes, hat einen ganz andern Zweck zu 
oerfolgen, als die Ausbildung von Architekten. Ich begreife 
die sechsklassige und neunklassige Gewerbeschule ganz wohl, ich 
halte sie für zweckmäßige Einrichtungen, um jungen Männern, 
die dem gewerblichen Beruf sich widmen wollen, Gelegenheit 
zu geben, je nach ihrer Zukunft und je nach ihren Verhaͤlt⸗ 
nissen sich eine untere, eine mittlere oder eine hoͤhere Bildung 
eben für ihr Fach, je nach den Abstufungen ihres Bedürfnisses, 
zu verschaffen. Diese Einrichtung will ich unberufen lassen, 
ich will darauf aufmerksam machen, daß ja mit dem Gewerbe— 
schulwesen sehr viele Versuche gemacht worden sind und daß 
die Regierung große Schwierigkeiten zu überwinden gehabt 
hat, ehe sie zu diesem Abschlusse kam. Ich erkenne in dieser 
neuen Organisation nicht bloß einen praktischen Fortschritt, 
sondern ich erkenne darin namentlich ein Mittel, wodurch solchen 
Städten, welche der höheren Gewerbeschule nicht bedürfen, 
dennoch die Gelegenheit gegeben ist, für den gewerblichen Unter— 
richt solcher jungen Leute zu sorgen, welche in den gewöhn— 
lichen alltäglichen Kreisen des Lebens sich künftighin gewerblich 
bewegen. 
Meine Herren, eine ganz andere Frage ist die, was für 
eine Vorbildung zum wissenschaftlichen und künstlerischen 
Studium der Architektur erforderlich sei, und dahin, meine 
Herren, möchte ich wirken, daß entgegen den Anordnungen, 
die jetzt getroffen sind, etwas verhindert werde, was ich für 
rein Uebel halte. Freilich hat man gesagt: es ist nur aus— 
zedrückt worden, daß, wer von der neunklassigen Gewerbe— 
schule kommt mit dem Zeugniß der Reife, auch auf der tech— 
nischen Hochschule Aufnahme fsinden folle und daß die Gym⸗ 
nasial-Abiturienten ja dadurch nicht ausgeschlossen seien. 
Nehmen Sie, meine Herren, doch die Sache, wie sie praktisch
	        
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