Full text: Das technische Unterrichtswesen in Preußen

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Kommissionsberichte 
Gymnasien vertreten sei. Die dort maßgebenden Schulmänner 
hätten oft eine besondere, dem praktischen Leben fremde 
Geistesrichtung; diesem Geist müsse man auf die technischen 
Schulen keinen Einfluß gestatten. Beim Kultusministerium 
werde die obere Leitung unter allen Umständen im Sinne 
der geehrten philologischen Bildung gehandhabt werden. 
Wenn den für die praktische Thätigkeit vorbildenden An— 
falten die gelehrte Bildung zu nahe gebracht werde, so ver⸗ 
nöcherten sie. Die im Kultusministerium herrschenden Zu⸗ 
tande, der Geist, welcher sich bei den Gymnasien kundgebe, 
ei nicht geeignet, Vertrauen einzuflößen, und es empfehle sich 
daher nicht, diesem Ministerium noch weitere Machtbefugnisse 
einzuräumen. Die Erwägung, daß Kunst und Kunstgewerbe 
nicht getrennt von zwei Ministerien geleitet werden dürften, 
sei nicht durchschlagend. Beide Dinge stünden sich vielleicht 
in praktischer Beziehung nahe, es seien aber auch bedeutende 
Unterschiede zwischen ihnen, und der Unterricht für beide müsse 
ein ganz verschiedener sein. Das technische Bildungswesen sei 
bis jetzt noch in ganz ungewissem Zustande. Man sei sich 
aoch uͤicht ganz klar daruͤber, was eigentlich gefordert 
werden solle. Man habe nur die Vereinigung der Hoch— 
schulen in Berlin vorgenommen, alles Uebrige sei noch 
in der Schwebe. Man möge doch, so lange die Dinge im 
Fluß, die obere Leitung nicht wechseln. Endlich habe man 
zu berücksichtigen, daß im Unterrichtswesen, wie überall, die 
Centralisation nicht förderlich wirke. Die Centralisation müsse 
dahin führen, daß man in dem Ministerium die verschiedenen 
Besichtspunkte den der allgemeinen und den der Fachbildung, 
zu vermischen strebe. Diese schädliche Tendenz trete schon bei 
den Gymnasien heroor, wo man versuche, die Ziele der eigent⸗ 
lichen Gelehrten⸗ und der Realschulen zu kombiniren. Das 
sei verderblich. 
Seitens eines der Vertreter des Handelsministeriums 
wurde die Vorlage im Anschlusse an die Ausführungen der 
Denkschrift in folgender Weise motivirt: 
Die Leitung der technischen Anstalten der jetzt selbst— 
ständig gemachten Abtheilung für Handel und Gewerbe auch 
ferner zu überlassen, sei nicht wohl möglich. Diese Abtheilung 
werde sich künftig nur mit der Vorbereitung oder der Aus— 
führung von Reichsgesetzen und mit der Verwaltung von solchen 
Preußischen Interessen befassen, die mit den Reichsangelegen— 
heiten in enger Verbindung stünden. In eine solche Lage 
basse eine, Unterrichtsverwaltung, welche sich auf spezielle 
Preußische Institute beziehe, nicht hinein, sie würde in dem 
— —D
	        
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