Full text: Joan. Sigism. Elßholz Vom Garten-Baw: Oder Unterricht von der Gärtnerey auff das Clima der Chur-Marck Brandenburg/ wie auch der benachbarten Länder gerichtet

= Des IV, Buchs IV, Cap? | 
Ull. Pfropffreiser verrwahren. | 
Ins gemein dienet dem Steinobst-reisern / daß sie je ehe je lieber verpfropffet 
werden : Die Reiser aber von Kernobst sind härtlicher / und dawren länger. De- 
rohalben nachdem sie gebrochen / so bindet jede gattung besonders / nicht mit weiden! 
sondern mitgelinden bast / und zeichnet siemit einem beschriebenen Zettel : fernere» 
get siein ein längliches Bogen koͤrblein / und traget fie an ihren ort. 
Sollen sie eine zeitlang in einem Gewölbe oder im keller verwahret werdtu 
so bedecket sie wol / auff daß sie die meuse nicht benagen: oder vergrabet sie im garten 
also / daß die gipffel aus dem erdreich herfuͤr ragen. Wollet ihr aber die muͤhe neh⸗ 
men / so grabet zwischen zween baͤumen ein loch in das erdreich einer ellen lang / einer 
halben breit / und ein vierteltieff : beschüttet den hoden mit ein wenig sand 7 leget 
nach einander die Pfropffreiser nicht flach / sondern etwas au gelehnet hinein / becreu⸗ 
tzet das loch obenher mit reisern von Strauchwerck / leget abgestochene wasen drausf] 
oder überschüttet es Spannenhoch mit erdreich 8 so bleiben die Pfropffreiser eine ge⸗ 
raume zeit darunter frisch und gut. 
Whuenn sie uͤber land getragen oder gefuͤhret werden sollen / so beschlaͤget man 
anten den schnit bis an den band mit gelinden feuchten Leim / leget fie in eine lange 
Schachtel / und verwahret sie mit Mooß wider die Lufft und Sonne. «Wenn aber 
der Weg schr weit / so trucknet indessen der leim aus / und muß alsdan von newen aite 
gefeuchtet / oder ein gang newer ümbschlag gemachet werden. Andere brauchen au 
dessen stat frische Rüben/ und stechen den schnit da hinein : andre machen hiezu einen 
teig von mehl / honig und baumöl. 
IV. Zeit des Pfropfsens, 
— t, Annus, Gleichwiemit säen / ernten / häuser bawen / kauffen und verkauf: 
fen kein jahr für dem andern einen vorzug hae : also ist es auch mit dem pflanken und 
pfropffen der bäume beschaffen. Daß aber bey etlichen die Schaltjahr vor den ge- 
meinen Jahren in verdacht des mißrahts gezogen worden / solches rühret her aus ei- 
nem falschen Aberglauben : sintemahl die erfahrung zeiget / daß diegemeinen Jahre 
offtmahls von den Schaltjahren an fruchtbarkeit überiroffen werden. Dereohalben 
iwer seinen garten bessern wil / der lasse diesen irrthum fahren / und seke das pfropffen 
ohn unterscheid der jahre fort. 
2. Annitempus. Die Jahrszeit aber betreffend/sv ist zu solcher arbeit der aus- 
gehende Winter und angehende Frühling / nemlich die Monaten Februarius und 
Martius / bey langen Nachwintern aber auch der April am bequemsten. Wenn 
demnach / wiedrobenerwehnet / im Februario allerhand Obstreiser gesamlet / könnet 
ihrohngefehr eine solcheordnung halten / daßihr die Pfropffreiser von Marellen / 
Pfersichen / Mandeln / frembden Kirschen / und Pflaumen / als die zartesten und 
zeitig bluͤhenden / erstlich und noch im selbigen Monat: Die von Apffeln / Birnen / 
Quitten / Mespeln aber / als die dawrhafftigern und spat⸗bluͤhenden folgende Monat 
nachbelieben aufffeßet. Ja wenneuch auch noch iin May oder Junio aus derfrem- 
de Reiser zugesendet würden / wofern sie annoch frisch und tüglich scheinen / solt ihr 
solche darümb nicht verderben lassen / sondern sie auffseßen / aber doch mit dem binden 
desto 
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