Full text: Joan. Sigism. Elßholz Vom Garten-Baw: Oder Unterricht von der Gärtnerey auff das Clima der Chur-Marck Brandenburg/ wie auch der benachbarten Länder gerichtet

jo2 Des IV, Buchs VI. Cap. 
'Fernerbegiebet es sich auch / wenn diebänme anfahenin die dicke zu wachsen! 
und in frechem erdreich stehen / daß der ausfwallende oder auffsteigende Safft biswei⸗ 
[en die rinde zertreibet : da dann die risse von der Sonnen hiße nicht allein weiter 
auffklaffen / schwartz anlauffen / und den stamm verunzieren / sondern auch das holß 
wird dadurch entblösset / und zu gewissem verderb des baums ausgedorret. Diesem 
bel für zu koimnmenist das beste mittel das Schröpffen oder Baum-Lassen / welches 
folgender gestalt verrichtet wird an denen bäumen / da man besorget | daß der auff? 
vallende Safft die rinde zerreissen möchte. Fasset ein subtil Pfropffmesser zwi⸗ 
schen die zweene vorder finger also / daß nur die spitze herfuͤr gehe / reisset mit derselben 
den Stamm hinab / von den aͤsten an bis auffs erdreich / jedoch also gelinde / daß der 
schnit nur die eusserste rinde zertheile / nicht aber gar bis in das holt gehe : und sol- 
:hes zwar nicht gegen der Sonnen/sondern Nordwest oder zwischen der Mitternacht- 
and Abend-seiten. Solcher risse machet an einem kleinen stamm / zween / aneinem 
zrossen vier und zwar daß siegerade neben / und nicht über einander lauffen! welches 
den baum verderben würde. Die beste zeit hiezu ist der Monat April und May: 
nicht im Newen / sondern imm Bollen Liecht / allemahl gegen abend. Durch dieses 
Schröpffen giebet sich die rinde von einander / der Safft bekommer lufft./ seine uͤber⸗ 
fluͤßigkeit dringet heraus / und waͤchset eine newe glatte rinde. 
ist es aber allbereit so weit kommen / daß von dem uͤberfluͤßig auffwallenden 
Safft die rinde gespalten und schwartz / und also der stamm brandig worden so wil 
das Schroͤpffen nicht gnug thun / sondern da muß ohn verzug ein Außschnit geschehen. 
Derohalben nehmet ein reinlich Rebmesser / schneidet die schwartze rinde behend bis 
zuffs frische oder lebendige aus / wenn es auch schon bis auffs holß gienge 1 und per- 
Freichet den schintt wo nicht mit Bammnwachs/ dennoch nur mit der gemeinen Baum⸗ 
salbe / welcher drunten N. 8. meldung geschichet : so leuffet die rinde zusammen/ und 
wird der schaden geheilet. Tn grossen bäumen aber / da die rinde so bald nicht zu- 
schliessen kan / ist von nöthen folgenden Frühling diese bestreichung noch einmahl zu 
wiederholen : vamit der außschnit nicht bloß stehe! und die Sonne drauff scheine: 
Fintemahl auff solche weise das holz zu dorren anfänget / und ob schon nachgehends die 
rinde drüber zu liefe / wäre doch der grund nicht gut! und würde die heilung keinen 
bestand haben. 
I. Von dent Krebs, 
Canccr. Der Krebsist eine solche Kranckheit / da die rinde an emigen orten 
auffleufft / und wieklein gekerbetan zuschen : bald hernach fänget hie und da ein ast 
oben her an dem baum abzusterben, Ursachen dieses übels werden unterschiedene ange- 
fähret. Die Sternerfahrne geben diese für /wenn man bäume an solchen tagen ect 
seke/ da der Mond eben die himlische zeichen des Scorpions und des Krebs durchleuf: 
fet : sintemahl selbige den bäumen so schädlich / daß der Krebs alsbald sich in dierin- 
de seke / welcher dan dem baum allgemach die kraft benehme/ daß bald hie bald da 
ein ast verdorret / auch die noch grün bleiben / wenig frucht bringen : ja der ganke 
haum / wenn man nicht verwehret / frühzeitig abstirbet. Deswegen solche tage /a!s 
hochschädlich zu vermeiden nicht allein bey deim ausgraben und seßen/sondern guch bey 
pfropffen ! beschneiden / obstbrechen ! und der ganken begattung der bäume. x . 
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