Zwölftes Kapitel.
Die Entwicklung der Militär-Luftschiffahrt.
Schon Ende August 1783 machte als Erster Giroud de Villette,
welcher einen Aufstieg in Montgolfiers Fesselballon unternommen
hatte, darauf aufmerksam, daß die neue Erfindung ein wertvolles
Hilfsmittel an der Hand der Kriegführenden bilden müsse. Mit einem
gefesselten Luftschiff könne man die Stellungen und Manöver des
Feindes erkunden und mittels besonderer Signale die eigenen Truppen
schnell dirigieren. Auch für die Marine müsse man sich Vorteile
von der Verwendung eines Aerostaten versprechen.
Dieselbe Überzeugung führte Meusnier dazu, sich dem Studium
über die Lenkbarkeit der Luftschiffe zu widmen. Seine Arbeiten
haben wir an anderer Stelle eingehend gewürdigt.
1792 wurde in dem von der ersten französischen Republik zur
Beratung über alle Fragen der Landesverteidigung ernannten
»Comite de salut public« durch Guyton de Morveau die
Verwendung von Ballons angeregt. Der bewanderte Luftschiffer,
welcher für die Akademie von Dijon einen lenkbaren Aerostaten
erbaut hatte, vermochte seine Kollegen von der Nützlichkeit eines
Luftschiffes im Kriege zu überzeugen, und schon im nächsten Jahre
versuchte man bei der Belagerung von Conde vermittelst Piloten-
ballons über die Köpfe der Belagerer hinweg den eigenen Truppen
wichtige Nachrichten zu übermitteln. Infolge mangelhafter Dichtung
des Stoffes sank der kleine Aerostat bald, ging in den Linien der
Feinde zur Erde und die Depeschen fielen dem Prinzen von
Koburg in die Hände, welcher danach seine Dispositionen ein-
richten konnte.