Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Erstes Kapitel. 
In Persien soll der König Xyaxares von seinen Magiern einen 
geflügelten Thron erhalten haben, an welchem vier gezähmte Adler 
angebunden waren. Bei der Auffahrt wurde den ausgehungerten 
Vögeln ein Stück Fleisch vorgehalten, und bei dem Bestreben, dieses 
Fleisch zu fassen, hoben sie den Thron in die Luft. Auf diese 
Geschichte müssen wir weiter unten noch einmal zurückkommen. 
Einen physikalischen Hintergrund hat die Taube des Philo- 
sophen Archytas von Tarent, welcher angeblich durch einen Hauch 
Leben eingeflößt wurde. Die- 
selbe sei tatsächlich in die Luft 
geflogen, aber stets bald wieder 
zur Erde gefallen und habe dann 
erst wieder auffliegen können, 
wenn ihr neuer Hauch einge- 
blasen worden sei. Es ist immer- 
hin nicht ausgeschlossen, daß 
man in dieser Taube schon den 
ersten Versuch zum Bau einer 
Montgolfiere erblicken kann. 
Weiter erscheint es auch 
nicht auffallend, daß es heißt, 
die Chinesen, die Träger einer 
damals hochentwickelten Kultur, 
hätten schon in früheren Zeiten 
aerostatische Luftschiffe gebaut, 
denn ihnen wird manche bedeut- 
same Erfindung, wie z. B. die- 
jenige des Schießpulvers, zuge- 
schrieben. In den Erzählungen 
eines französischen Missionars 
aus dem Jahre 1694 heißt es, daß bereits 1306 in Peking zur Feier 
der Thronbesteigung des Kaisers Fo-Kien zu Peking ein Luft- 
ballon aufgestiegen sei. 
Nicht unerwähnt dürfen hier die sehr sachgemäßen Unter- 
suchungen bleiben, welche der berühmte Leonardo da Vinci 
über das Flugproblem angestellt hat. Aus zahlreichen von ihm 
hinterlassenen Skizzen geht hervor, daß er. den Menschen in ein 
Gestell einlegen wollte, an welches er künstliche Flügel angebracht 
hatte. Die technischen Einzelheiten zeugen von der außerordent- 
lichen Geschicklichkeit und dem großen Verständnis des Künstlers
	        
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