Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Die Organisation der Militär-Luftschiffahrt von 1871 ab in Frankreich. 173 
nötigen Kredit forderte zur Ausgestaltung des Luftschifferwesens. 
Die Mittel waren bislang nur spärlich geflossen; mit 800 Frank jähr- 
lich hatten sie sich zunächst begnügen müssen, und selbst dann ent- 
sprach die bewilligte Summe von 6000 Frank keineswegs auch nur 
annähernd den bescheidensten Bedürfnissen. "Trotzdem .wurde 
schon ganz Erhebliches geleistet. Renard hatte sich mit Eifer zu- 
nächst der Gaserzeugungsfrage zugewandt und einen brauchbaren 
stationären Apparat für die Gewinnung des Wasserstoffgases aus 
Schwefelsäure und Eisen konstruiert. 
1877 wurde Renard, der alle Arbeiten zu. leiten hatte, . die 
alte, schon Ende des 18. Jahrhunderts für Luftschifferzwecke be- 
nutzte Stätte, das Schloß von Chalais, zur Verfügung gestellt, 
und schon Ende des Jahres war dasselbe vollkommen sachgemäß 
eingerichtet. 
Ballonwerkstatt, chemisches und physikalisches Laboratorium, 
Gaserzeuger, Prüfungsmaschinen und meteorologisches Laboratorium 
waren geschaffen. Es ist erstaunlich, was die Energie dieses Mannes 
mit einem Personal von 1 Zivilluftschiffer, 1 Sergeanten, 4 Sappeuren 
und 1 Seiler fertig zu bringen vermochte. Selbst ein Ballon war 
schon gebaut. 
Die Tätigkeit Renards wurde nunmehr von Laussedat etwas 
gedämpft, welcher die auf Veranlassung von Gambetta bewilligten 
200000 Frank noch für andere Zwecke verwendet wissen wollte. 
Renard setzte es aber durch, daß er vollkommen selbständig gemacht 
wurde und nun frei schalten durfte. 
Nach einer durch Gambetta und den Chef des Geniekorps 1879 
vorgenommenen Besichtigung stellte die Regierung die Mittel zur 
Aufstellung von acht Feldluftschiffer-Parks bereit. Zur Ausbildung 
des erforderlichen Personals wurde der aktive Stand in Chalais- 
Meudon vermehrt und Kapitän Paul Renard zur Unterstützung 
seines Bruders kommandiert. 
Allmählich vollzog sich in der französischen Armee die Aus- 
gestaltung der Luftschiffertruppe für Feld- und Festungszwecke, 
wobei besondere Sorgfalt auf ein brauchbares Material gelegt wurde. 
Eine jede Feldabteilung führte in einem Fahrzeuge drei Kugelballons 
mit sich, von denen die beiden Hauptballons in gleicher Weise für 
Fessel- und Freifahrten brauchbar waren. 
Der jetzige Normalballon hat eine Größe von 540 cbm bei 
einem Durchmesser von 10 m. Er ist für Wasserstoffgasfüllung 
bestimmt und vermag zwei Personen auf 500 m Höhe zu tragen;
	        
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