Vorgeschichte.
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zunehmen. Wären seine Ratschläge in dieser Beziehung hundert Jahre
später immer befolgt worden, so würden manche tüchtige Kunstflieger
— es sollen nur Lilienthal und Pilcher genannt werden —
weiter in ihren Arbeiten gekommen sein. Erst in neuester Zeit
werden nach dem Beispiele Zeppelins am Bodensee und Lang-
leys am Potomacflusse derartige Versuche wieder über dem Wasser
angestellt, und mehrere Erfinder haben diesem Umstande ihr Leben
zu verdanken.
Es sei nun gestattet, der Übersichtlichkeit halber einen kleinen
chronologischen Sprung in das Jahr 1784 zu machen, aus dem uns
der erste aufwärts gerichtete Flug eines Schraubenfliegers berichtet
wird. Die Franzosen Launoy und Bienvenu hatten eine Luft-
schraube konstruiert, die sie einer Kommission der Akademie der
Wissenschaften in einem Saale freifliegend vorführen konnten.
In dem durchlochten Holzbügel eines Bogens war ein Stab als
Achse gesteckt, welcher an seinen beiden Enden je zwei Paar
Schrauben aus Vogelfedern trug. Der Bogen wurde durch mehr-
faches Umwickeln seiner Sehne um die Achse gespannt und die
ganze Vorrichtung bei senkrechter Stellung des Stabes losgelassen.
Durch das Bestreben des Bügels, sich zu entspannen, wurde seine
Schnur abgewickelt und die Achse und somit auch die Schrauben
in Rotation versetzt. Die schräg gestellten Federn drückten die
Luft nach unten und das kleine Modell, dessen Gewicht ca. 85 g
betrug, flog bis zur Decke des Saales.
Diese sinnreiche Vorrichtung hat mehrere Nachahmer gefunden,
ohne daß ein größerer Erfolg infolge der mangelnden Motorkraft
erzielt worden ist.
Auch der Ersatz des Bogens durch starke Kautschukschnüre,
derer sich 1870 Penaud bediente, förderte keinen besonderen Fort-
schritt. Bei dem Schraubenflieger Santos Dumonts wollen wir
uns aber dieser seiner Vorbilder erinnern.