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Bis in die jüngste Zeit nahm man mit Glaisher an, daß in
nicht zu großer Höhe jahraus, jahrein und an allen Punkten eine
ziemlich gleichbleibende konstante Temperatur herrsche. Diese An-
schauung hat sich als völlig irrig ergeben. Der meteorologische Tod
in den großen Höhen ist nicht vorhanden, die Beweglichkeit in bezug
auf die Temperatur ist gerade so groß bei 400 m als bei 10000 m,
und in derselben Höhe. kommen
zwischen Petersburg und Paris Tem-
peraturdifferenzen von 30 bis 40° vor.
Ferner hat die Beobachtung er-
geben, daß sich die Atmosphäre nicht
kontinuierlich nach oben hin ändert,
sondern daß Schichten vorhanden sind,
manchmal in bedeutenden Temperatur-
unterschieden. Die Schichtenbildung
ist einer der wichtigsten Gegenstände
der gegenwärtigen Untersuchung.
Und die Zukunft? Es ist nur ein
geringer Teil der Erde, selbst Europas,
an dem jetzt systematische meteorolo-
gische Forschung stattfindet. Noch
fehlt der Norden des Erdteils, Skandi-
navien, und der Süden, Italien und
Spanien, aber die Anwesenheit von
Vertretern dieser Länder bei unserer
Tagung läßt auf baldigen Anschluß hoffen. Ein Plan eines meteoro-
logischen Dampferdienstes auf dem Ozean wird uns noch be-
schäftigen. Dann muß die meteorologische Forschung auf die Tropen
ausgedehnt werden. Hier läßt die Teilnahme Englands an unseren
Bestrebungen hoffen, daß es gelingen werde, Indien als Forschungs-
gebiet zu gewinnen. ‚Per aspera ad astra‘, das hieße, unsere Ziele
zu hoch stecken, aber per aspera ad altas et ignotas regiones, hinauf
in Regionen, die das große Geheimnis bergen, wie das Wetter
entsteht, das dürfen wir uns als Ziel setzen.«
Inzwischen sind nun manche in dieser Rede ausgesprochenen
Wünsche erfüllt, auch Italien, Schweden und Spanien sind jetzt an
der gemeinsamen Arbeit beteiligt, und über verschiedenen Meeren
hat man meteorologische Forschungen angestellt.
Wir müssen nun zuvor die Methoden kurz besprechen, vermittelst
derer die meteorologischen Instrumente in die Luft geführt werden.
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