Wissenschaftliche Luftschiffahrt. 301
von Teisserenc de
Bort und Rotch
anderseits. Es würde
zu weit führen, auf
die Folgerungen ein:
zugehen, welche diese
Gelehrten aus ihren
Beobachtungen gezo-
gen haben. Dieselben
sollen hier nur ge-
streift werden.!) Her-
gesell hat mit Dra-
chen Höhen bis zu
6000 m, mit Ballons
bis 14400 m erreicht und festgestellt, daß sich in den Gegenden
des Atlantischen Ozeans, in welchen die Yacht »Princesse Alice«
des Fürsten von Monaco gekreuzt hatte, drei verschiedene Luft-
schichten befunden haben. Die untere derselben hat einen adiaba-
tischen Temperaturgradienten — 1° Abnahme auf je 100 m — und
großen Feuchtigkeitsgehalt, die mittlere ist sehr trocken und hat
keine Abnahme oder eher eine Zunahme der Temperatur zu ver-
zeichnen, und endlich die hohe Schicht zeigt wieder starken Tem:
peraturgradienten mit sehr geringem Feuchtigkeitsgehalt und ab-
steigender Tendenz.
Die letzte Schicht reicht bis. 10000 m, in welcher Höhe auf
dem Festlande von Teisserence de Bort und Aßmann über Europa
ain wieder wärmer werdender Luftstrom gefunden worden ist.
Es handelte sich ferner um die Feststellung des sog. Anti-
passates. Infolge der Erddrehung erhalten die Winde eine Ab-
lenkung auf der nördlichen Halbkugel nach rechts, auf der süd-
lichen nach links. Die »Passat«winde treten daher nördlich vom
Äquator als Nordost-, südlich desselben als Südostwinde auf. Zwischen
denselben herrscht die Region der windstillen Zone, der Kalmen.
Da nun die in dieser Region aufsteigenden Luftströme nach den
Polen abfließen müssen, soll über den Passaten eine polwärts ge.
richtete Strömung, der »Antipassat«, vorhanden sein.
Registrierballons auf S. M. Vermessungsschiff »Planet«.
1) Näheres über diese Forschungen sind enthalten in: Annals of the Astro-
nomical Observatory of Harvard Kollege. Vol. XLIII, Part III, in welchem Bande
Rotch seine Beobachtungen niedergelegt hat, und in »Beiträge zur Physik der freien
Atmosphäre« 1904 u. 1905, sowie »Meteorologische Zeitschrift«, November 1905 usw.