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Viertes Kapitel.
ganz erhebliche sind. Dies hatten zuerst die Brüder Roberts bei
einer Ballonfahrt am 19. September 1784 ganz allgemein konstatiert;
erst sehr viel später hatte man das Maß des Unterschiedes durch
exakte Messungen festgesetzt.
Der im Jahre 1902 bei einer Landung bei Antwerpen tödlich
verunglückte Hauptmann v. Sigsfeld hat eingehende Versuche in
dieser Richtung angestellt und eine Erwärmung des Gases um 40 bis
50° C über diejenige der Atmosphäre ermittelt.
Der Auftrieb ändert sich, wie man nach dem unten erwähnten Gesetz
über die Volumenänderungen der Gase leicht ersehen kann, für 1° und
Lcbm bei Leuchtgas um ca. 2 g und bei Wasserstoffgas um etwa 0,3 g.
Es wird also ein mit leichterem Gas gefüllter Ballon weit weniger
durch Wärme und Kälte beeinflußt. Daraus folgt, daß ein Wasser-
stoffgasballon am leichtesten zu führen und daß ferner das Fahren
bei Nacht bei fehlender Sonne ebenfalls einfacher ist.
Bei der Ballastausgabe kommt es ferner darauf an, das Fallen
des Aerostaten möglichst bei Beginn der Bewegung zu erkennen,
weil andernfalls die lebendige Kraft des Falles durch eine größere
Gewichtsverminderung ausgeglichen werden muß, wodurch die ur-
sprüngliche Höhe wiederum um ein erhebliches überschritten wird.
Ein weiterer Nachteil macht sich bemerkbar, wenn man jeden
Fall nicht sobald als möglich pariert, durch Verschlechtern des
Gases. Der Füllansatz am unteren Teile der Hülle ist entweder
ganz geöffnet oder durch eine Art Schere, auf die wir weiter unten
noch zurückkommen werden, nur leicht verschlossen. Wenn aus
irgendeinem Grunde Zusammenziehen des Gases erfolgt, also nament-
lich beim Fallen, so tritt durch den Appendix Luft in das Innere,
welche infolge der Diffusion sich bald mit dem Füllgas mischt und
so dessen Tragfähigkeit herabsetzt. Beim weiteren Steigen des Ballons
antweicht deshalb nicht die angesaugte Luft nach unten, sondern
das Gemisch von Gas und Luft.
Es kommt also bei der Ballonführung in der Hauptsache darauf
an, das Fallen des Luftschiffes möglichst sofort zu erkennen.
Diesem Zwecke dienen zunächst die Barometer und Barographen.
Letztere besitzen am Zeiger eine Schreibfeder, welche auf das Papier
einer durch ein Uhrwerk in Bewegung gesetzten Trommel den
jeweiligen Luftdruck aufzeichnet.
Beide Instrumente besitzen eine gewisse Trägheit und zeigen
öfter sehr kleine Schwankungen überhaupt nicht an, während größere
Unterschiede erst später bemerkbar sind, als sie eingetreten waren.