Sechstes Kapitel.
Die lenkbaren Ballons von 1852—1872.
Die Fortentwicklung der lenkbaren Ballons datiert vom Jahre 1852,
in welchem der Maschineningenieur Giffard mit einem länglichen
Aerostaten auf den Plan trat. Giffard ist später — 1858 — berühmt
geworden durch die Erfindung des ersten brauchbaren Injektors für
Dampfkessel.
Giffard hatte sich frühzeitig mit der Theorie der Aeronautik
beschäftigt und sich bei einigen Auffahrten mit Eugen Godard
auch praktische Erfahrungen in der Führung angeeignet.
Als es ihm 1851 gelungen war, eine kleine Dampfmaschine
von 5 PS in dem geringen Gewichte von 45 kg zu bauen, faßte er
Jen Plan, diesen Motor für ein Luftschiffprojekt zu verwenden.
Das Fahrzeug, welches er mit Hilfe zweier junger Ingenieure
erbaute, hatte die Form einer Spindel mit vollkommen symmetri-
schen Enden. Die Länge betrug 44 m, der Durchmesser in der Mitte
12 m und der Inhalt 2500 cbm. Über der Hülle lag ein eng-
maschiges Netz, dessen Auslaufleinen nach einer dicken, 20 m
langen, horizontal liegenden Stange führten. Am hinteren Ende
dieses »Kiels«, wie Giffard sich ausdrückte, befand sich das Steuer
in Form eines dreieckigen Segels. 6 m unterhalb des Holzes hing
an einigen wenigen Leinen die Gondel mit dem Motor und den
Schrauben.
Der 3 PS-Motor wog mit Kessel 159 kg und trieb eine drei-
flügelige Schraube von 3,40 m Durchmesser, die 110 Touren in der
Minute machte.