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Sechstes Kapitel.
Das Gesamtgewicht des Fahr-
zeuges mit einem Passagier und
einem Auftrieb von 10 kg betrug
1560 kg, so daß es nach der
Tragfähigkeit des Füllgases noch
248 kg an Wasser und Kohlen
mitführen konnte.
Aus den angegebenen Zahlen
geht hervor, daß das Gewicht
der Dampfmaschine im Ver-
hältnis zu seiner Wirkung auf
die Schraube viel zu groß war,
um eine hinreichende Kraft
hervorzurufen,
Giffard war sich darüber
auch klar gewesen und hatte
2—3 m Eigengeschwindigkeit
pro Sekunde für seinen Ballon
berechnet, eine Zahl, welche bei einem Versuche auch tatsächlich
arreicht worden ist.
Wir müssen uns nun klarmachen, welche Eigengeschwindig-
keit wir von einem brauchbaren Ballon zu verlangen haben. Diese
Zahl wird festgelegt durch die Forderung, daß das Fahrzeug den
größten Teil des Jahres hindurch in Betrieb gestellt werden kann.
Nach meteorologischen Zusammenstellungen würde ein Aerostat
mit 12 m Bewegung pro Sekunde an ca. 82% der Tage in Europa
aufsteigen können, bei 14 m etwas über 90%. Eine solche Ge-
schwindigkeit muß natürlich mehrere Stunden hindurch beibehalten
werden können.
12 m Eigengeschwindigkeit bedeutet, daß das Luftschiff bei einer
Windstärke von 11 m noch 1 m gegen den Wind zurückzulegen
vermag. 3,6 km in der Stunde sind zwar kein sehr glänzendes
Resultat, aber man muß bedenken, daß auch die Segelschiffe bei
Sturm überhaupt nicht auslaufen, und daß sie gegen den Wind nur
durch Kreuzen anfahren können. Außerdem wird der Kurs eines
Ballons nicht immer gegen den Wind gerichtet sein.
Man hört Einwände, daß ein Aerostat, der in der Luft durch
ein plötzliches Unwetter überrascht wird, rettungslos verloren ist.
Dagegen ist anzuführen, daß der Führer eines Luftschiffes auch
meteorologisch geschult sein muß, und daß er demnach schon bei
Giffards lenkbarer Ballon von 1852.