Die lenkbaren Ballons von 1883—1900. 67
Bei der zweiten Auffahrt hatten die Erfinder weniger Glück.
Durch einen etwas lebhafteren Wind wurde der Ballon in dessen
Richtung fortgetrieben, und zu allem Überfluß erlitt der Motor eine
Havarie und versagte. Die Landung
vollzog sich in 5 km Entfernung sehr
glatt, der Rücktransport nach Chalais
machte keinerlei Schwierigkeiten.
Bei dem dritten Aufstieg am 8. No-
vember ging der Kurs zunächst nach
NNO gegen den Wind bis in die Höhe
von Billancourt. Zur Feststellung der
Windgeschwindigkeit ließ Renard hier
die Maschine stoppen und den Ballon
in der Luftströmung forttreiben. Er
stellte fest, daß der Wind mit einer
Stärke von 8 km die Stunde oder 2,2 m
pro Sekunde wehte. Die Eigenbewegung
betrug 23 km die Stunde oder 6,4 m
die Sekunde. Die Landung erfolgte
diesmal wieder am Aufstiegorte.
Unter sieben Malen war es fünfmal gelungen, zur Abfahrtsstelle
zurückzukehren.
Bei der fünften Fahrt hatte ein Wind von 7 m geweht, den
der Ballon mit seiner geringeren Eigengeschwindigkeit natürlich
nicht zu überwinden vermochte. Bemerkenswert sind die sechste
und siebente Fahrt des »La France«, bei welchen der Stadt Paris
ein Besuch abgestattet wurde.
Es war allen Zweiflern unwiderlegbar bewiesen, daß der lenk-
bare Ballon nunmehr in das Stadium praktischer Erfolge ge-
treten war.
Trotz des günstigen Ausfalles der Fahrten haben die Franzosen
doch den Renardschen Ballon nicht eingeführt, weil seine Geschwin-
digkeit von 6,4 m pro Sekunde noch zu gering und dann, weil die
Fahrtdauer eine zu beschränkte war.
Die ferneren Versuche der Gebrüder Renard, ein größeres Fahr-
zeug zu bauen, sind gescheitert.
In Deutschland hatten schon 1879 der Oberförster Baumgarten
und Dr. Wölfert einen Ballon mit einem Daimlerschen Benzin-
motor gebaut, mit welchem sie 1880 in Leipzig die ersten Probe-
fahrten unternahmen. Das Fahrzeug sollte schwerer als die Luft
Capitain Renard
Konstrukteur des »La France«.