Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Die Entwicklung der Militär-Luftschiffahrt bis 1870, 85 
Der Leutnant hieß Delaunay und war ein ehemaliger Maurer- 
meister, der durch seine praktischen Kenntnisse großen Nutzen 
geleistet hat. 
Einen Monat nach dem Befehl zur Formierung, ca. acht Tage 
nach dem Zusammentritt der Kompagnie, rückte sie ohne Ballon 
nach Maubeuge gegen die Österreicher aus und erhielt hier die 
Feuertaufe, welche sie mit Ehren bestand. 
Coutelle berichtet, daß seine Soldaten, meist aus Handwerkern 
bestehend, von den übrigen über die Achsel angesehen seien, weil 
sich begreiflicherweise niemand eine Vorstellung von ihrem Dienste 
machen konnte. Er bat daher den kommandierenden General, mit 
seiner Truppe an einem Ausfalle teilnehmen zu dürfen, um das 
Renommee seiner Luftschiffer zu festigen. 
Die Leute schlugen sich mit großer Bravour, der Unterleutnant 
erhielt einen tödlichen Schuß in die Brust und zwei von den Leuten 
wurden schwer verletzt. Von nun an war das Ansehen des kleinen 
Häufleins ein sehr geachtetes. 
Bald traf auch der Ballon ein und wurde mit dem in einem 
inzwischen erbauten Ofen hergestellten Gase gefüllt. 
Den ersten Aufstieg unternahm Coutelle persönlich mit einem 
enieoffizier unter dem Donner der Geschütze und den Hurras der 
Besatzung. Es wird berichtet, daß der Beobachter Meldungen über 
alle Bewegungen des Feindes alsbald dem Kommandanten habe 
herunterschicken können. Dieses Resultat veranlaßte den letzteren, 
von nun an täglich zweimal einen Generalstabsoffizier mit dem 
Kapitän zur Erkundung auffahren zu lassen; mehrfach ist auch 
General Jourdan selbst mit in die Gondel gestiegen. 
Den Österreichern war das neue Kriegsmittel sehr unangenehm, 
Ja es die Tatkraft der Führer bei seinem Erscheinen sofort lähmte 
und in den Soldaten eine abergläubische Furcht erweckte. Es wurde 
deshalb vom Oberstkommandierenden die Beschießung des Ballons 
aus zwei 17pfündigen Haubitzen angeordnet und am 13. Juni durch- 
yveführt. 
Die erste Kugel, die je über einen Aerostaten hinweggeflogen 
ist, wurde von Coutelle mit dem Rufe »Vive la Republique« be- 
zrüßt; als aber das zweite Geschoß so nahe kam, daß der Kapitän 
schon einen Treffer befürchtete, entzog er sich dem feindlichen Feuer 
durch weiteres Höhersteigen. Von nun an gingen alle Projektile 
unter dem Luftschiff hinweg.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.