Neuntes Kapitel.
Die Luftschiffahrt während des Krieges 1870/71.
Auf deutscher Seite wurde der englische Luftschiffer Cox well
mit dem Auftrage engagiert, zwei Luftschifferdetachements mit
ıllem erforderlichen Gerät zu formieren. Unter dem Kommando
des Ingenieuroberleutnants Josten und eines Leutnannts traten je
20 Mann zu zwei Abteilungen zusammen, denen die von Coxwell
mitgebrachten Ballons von 1150 und 650 cbm Größe übergeben
wurden.
Es wurden in der Nähe von Köln Vorübungen vorgenommen,
die im allgemeinen befriedigende Resultate ergaben, jedoch er-
kennen ließen, daß bei heftigem Winde der Aerostat kaum durch
10 Mann regiert werden konnte. Aus diesem Grunde vereinigte
man beide Abteilungen zu einem Detachement und rückte mit
dem kleineren Ballon zum Belagerungsheere nach Straßburg ab.
Hier wurde zunächst die Hülle aus der Gasanstalt von Bisch-
weiler mit Leuchtgas gefüllt, und mit einem Generalstabsoffizier
wurden Aufstiege bis zu 375 m Höhe unternommen. Nach günstigem
Ausfalle derselben gab das Oberkommando den Befehl, den Ballon
bis nach Suffelweiersheim vorzuziehen. Infolge des heftigen
Windes mußte der in gefülltem Zustande transportierte Aerostat
aach wenigen Kilometern Marsch entleert werden, und man stand
nun vor der großen Frage der Neufüllung. Es machte außerordent-
liche Schwierigkeit, das zur Gaserzeugung nötige Material aus der
Umgegend von Straßburg herbeizuschaffen, namentlich waren die
arforderlichen Fässer sehr schwer aufzutreiben. Innerhalb vier Tagen