Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Neuntes Kapitel. 
später wieder zurückgegangen. Wäre der erste Schuß weit er- 
schienen, so würde die Gabelung in derselben Weise zwischen 7200 
und 6400 m erfolgt sein. 
Gegen Ballons kommen ausschließlich Flachfeuergeschütze mit 
weitreichendem Schrapnelschuß zur Verwendung. Die großen Ge- 
schützfabriken haben in neuester Zeit besondere Kanonen konstruiert, 
die zum Teil auf Automobilen montiert sind und die Beschießung der 
Luftschiffe durchführen sollen. Auch sind eigens Brandgeschosse 
hergestellt, welche die Ballons in Brand setzen. 
Nach den Friedenserfahrungen kann man darauf rechnen, daß 
ler Ballon in durchschnittlich 10 Minuten heruntergeschossen wird. 
Bei einem Luftschiff, das seine Stellung fortwährend schnell 
verändern kann, also bei Frei- und namentlich bei lenkbaren Ballons, 
Jürfte das Herabschießen doch seine Schwierigkeiten haben und in 
so kurzer Zeit nicht möglich sein. 
Jedenfalls fehlten bislang größere Erfahrungen; gelegentlich 
sind Schießversuche auf See gegen durch Schiffe nach verschiedenen 
Richtungen hin bewegte Aerostaten ausgeführt worden. 
Handfeuerwaffen haben die frei fliegenden Luftschiffe nicht zu 
‘ürchten, weil sie sich deren Feuer schnell entziehen können. Bis 
zu 1500 m‘ Entfernung kann man durch ein Infanteriemassenfeuer 
aoch Wirkung erwarten; aber so nahe geht der Luftschiffer kaum 
an den Feind heran. 
Es sei hier auf eine durchaus falsche Auffassung aufmerksam 
zemacht, die bei den Erörterungen immer wiederkehrt. Die durch 
Kugeln einem Ballonetluftschiff oder Drachenballon zugefügten 
Löcher können sich nicht von selbst schließen. Das Gas muß 
ınweigerlich ausströmen wegen des im Innern vorhandenen Über- 
Irucks. Auch die Löcher, die im oberen Teile eines Freiballons 
antstehen, können sich nicht schließen, es wäre dies nur denkbar 
bei einem nicht prall gefüllten Ballon, bei dem die Falten des 
Stoffes Löcher verdecken können. Bei der Fahrt wird aber ein 
Aerostat sich meist in Prallhöhe befinden. 
Kehren wir nach dieser Abschweifung zur Belagerung von Paris 
zurück. Die gut organisierte Ballonpostverbindung stachelte begreif- 
licherweise Luftschiffer vom Fach an, den umgekehrten, weit schwieri- 
geren Versuch zu unternehmen, in die belagerte Stadt zu fliegen. 
Zu diesem Zwecke baute Gaston Tissandier in Tours einen 1200 cbm 
großen Ballon, der mit Depeschen bei günstiger, am Zuge der 
Wolken festzustellender Windströmung nach Paris aufgelassen werden
	        
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