Die Organisation der Militär-Luftschiffahrt von 1871 ab in Frankreich. 109
äußerst geringe Entfernung unsichtbar, wie verschiedene Versuche
ergeben haben.
Um nun’ aber Luftschiffer nach Möglichkeit ausnutzen zu können,
jedarf es einer hinreichenden Friedensvorbereitung, denn gerade
auch die Arbeit dieser Truppe läßt sich nicht in wenigen Stunden
erlernen. Von den 66 während der Belagerung von Paris aufgestiegenen
Fahrzeugen waren nur wenig mehr als ein Dutzend mit wirklich
praktisch erfahrenen Führern besetzt; die übrigen hatte man Marine-
soldaten anvertrauen müssen, die weiter nichts als ihren guten Willen
ainsetzen konnten. Auch an geeignetem Material fehlte es bald in
der großen Stadt, der Mangel an Steinkohlen für Leuchtgasbereitung
stand bei der Kapitulation äußerst nahe bevor.
Eine gründliche Neuorganisation nahm auf alle in Betracht
kommenden Fragen Rücksicht. 1874 wurde die »Commission
des communications a6riennes« gebildet, an deren Spitze
ein auf allen technischen Gebieten bewanderter Offizier, der Oberst
Laussedat, stand, dem als Mitarbeiter zwei junge, befähigte Genie-
zapitäne, Renard und La Haye, derer wir noch an anderer
Stelle gedenken werden, zur Seite gestellt wurden.
Eine von den Mitgliedern dieser Studienkommission am 8. Dezember
1875 mit dem 3000 cbm großen Ballon »L’Univers« unternommene
Auffahrt hatte einen sehr unglücklichen Ausgang: von den acht
Passagieren erlitten Laussedat, Major Mangin und Renard
Beinbrüche, Kapitän Bitard, Godard und TeEre&s Kontusionen,
Lt. Bastoul und Albert Tissandier blieben unverletzt. An dem
von Tissandier erbauten Aerostaten hatte sich das Ventil geöffnet
and das Fahrzeug war aus 230 m Höhe zur Erde gestürzt.
Bald darauf wurde von Laussedat ein Bericht an den Kriegs-
minister abgesandt, der an der Hand eingehender Pläne den nötigen
Kredit forderte zur Ausgestaltung des Luftschifferwesens. Die Mittel
waren bislang nur spärlich geflossen; mit 800 Frank jährlich hatten
zie sich zunächst begnügen müssen, und selbst dann entsprach die
bewilligte Summe von 6000 Frank keineswegs auch nur annähernd
den bescheidensten Bedürfnissen. Trotzdem wurde schon ganz Er-
hebliches geleistet. Renard hatte sich mit Eifer zunächst der Gas-
arzeugungsfrage zugewandt und einen brauchbaren stationären Ap-
parat für die Gewinnung des Wasserstoffgases aus Schwefelsäure
und Eisen konstruiert.
1877 wurde Renard, der alle Arbeiten zu leiten hatte, die
alte, schon Ende des 18. Jahrhunderts für Luftschifferzwecke be-