Die Organisation der Militär-Luftschiffahrt von 1871 ab in Deutschland. 115
äerung an Stelle von Karten mitgab. Diese Art der Verwendung
soll sich sehr gut bewährt haben.
Ferner gelangte bei den Gefechten der Franzosen in Marokko
vom September 1907 bis April 1908 eine Luftschifferabteilung zur
Verwendung. Es gelang, der bis dahin herrschenden steten Unge-
wißheit über Stärke und Stellung des Feindes ein Ziel zu setzen.
Die feindlichen Lager von Taddert, Sidi-Brehim und Sidi-Aissa
wurden trotz Kartenmangels teils nur mittels Kompasses so gut fest-
gelegt, daß sie beim weiteren Vormarsch durch indirektes Schießen
zerstört werden konnten. Es gelangen Beobachtungen bis auf 27 km.
Zeitweise wurden die Aufstiege bei Tage ausgesetzt, um die eigene
Stellung nicht zu verraten.
Nach französischen Berichten ist das Kriegsministerium mit den
Leistungen der Luftschiffertruppe in den Kolonien bislang so zu-
frieden gewesen, daß trotz der hohen Kosten die Verwendung der
Ballons auch in Zukunft vorgesehen und schon im Frieden aufs
genaueste vorbereitet ist.
In der Organisation der Luftschiffertruppe sind wesentliche
Änderungen nicht eingetreten. Die geplanten Vermehrungen der
Detachements in den Festungen sind erst bei weiterem Ausbau der
Luftflotte zu erwarten. Nachdem die »Patrie« im Jahre 1907 ent-
Aogen und die »Republique« 1909 verunglückt ist, verfügt die Heeres-
verwaltung augenblicklich nur über die alten Lebaudy-Luftschiffe
ınd die »Ville de Paris«e. Dagegen stehen ihr für den Kriegsfall
mehrere Neukonstruktionen zur Verfügung. Bemerkenswert ist, daß
diese Neukonstruktionen sich wieder dem ältesten Typ von Renard-
Krebs, »La France«, nähern, d. h. sie sind unstarr mit langgestreckter
Gondel. Der Konstruktion eines starren Typs ist man noch nicht
näher getreten, trotzdem sich viele gewichtige Stimmen dafür aus-
yesprochen haben.
Deutschland.
In Deutschland wurde mit der Organisation der Luftschiffer-
truppe erst im Jahre 1884 begonnen, nachdem die 1872 bei den
Gardepionieren vorgenommenen Versuche kein befriedigendes Er-
gebnis gehabt hatten. Zwei Jahre vorher war in Berlin der Deutsche
Luftschifferverein gegründet worden, welcher sich intensiv mit allen
einschlägigen Fragen beschäftigte und viele Offiziere zu seinen Mit-
zliedern zählte.