Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Zehntes Kapitel. 
welche bisher in schwerfälligen Apparaten aus Schwefelsäure und 
Eisen erfolgte, erfuhr vollkommene Umwandlung. In dem Bestreben, 
die gesamten Apparate auf Saumtieren oder zweiräderigen Karren 
fortzutransportieren, ging man auf die Wasserstoffgasherstellung aus 
Aluminium und Natron über. a 
Nur 20 Saumtiere waren für alles zu einer Ballonfüllung er- 
forderliche Material nötig. 
Für den Feldzug wurde die Formierung eines ostsibirischen 
Luftschifferbataillons zu zwei Kompagnien verfügt, die im Sep- 
;ember 1904 auf den Kriegsschauplatz abrückten. Eine Kompagnie 
vefand sich bereits bei der ersten Armee unter Linewitsch. 
Nach den nur spärlich eingegangenen Berichten haben diese 
drei Kompagnien wiederholt Gelegenheit gehabt, durch Feststellung 
vorher nicht erkundeter japanischer Verschanzungen den Heer- 
führern große Dienste zu leisten. Mehrfach befanden sich ihre 
Ballons in heftigem Feuer der feindlichen Artillerie. Das schnei- 
dige Vorgehen der zweiten Kompagnie wurde durch die Verleihung 
einer Anzahl von Georgskreuzen ganz besonders anerkannt. 
Nicht zur Tätigkeit gekommen sind die für Port Arthur be- 
stimmten Formationen der Festungsluftschifferabteilung und der 
zum Ballonschiff umgebaute ehemalige deutsche Dampfer »Lahn«. 
Das Material der ersteren wurde auf einem Frachtdampfer beschlag- 
nahmt und über die »Lahn« ward’ nichts mehr vernommen. 
Rußland ist jetzt nach dem Feldzuge dabei, mit allen Kräften 
auch seine Luftschiffertruppe unter Verwertung der im Kriege ge- 
wonnenen Erfahrungen zu reorganisieren. 
Erwähnt muß noch. werden, daß verschiedentlich, namentlich 
bei der Marine, Drachen zum Emporheben von Beobachtern in 
Anwendung gekommen sind. 
Die Petersburger Stammabteilung ist vermehrt worden, ebenso 
lie Abteilungen in Brest, Litowsk, Warschau, Iwangorod und Nowo- 
yeorgijewski. 
Mehrere Versuche, lenkbare Luftschiffe und Flugmaschinen zu 
bauen, haben zu keinen greifbaren Resultaten geführt. Dagegen 
haben einflußreiche Persönlichkeiten und Privatleute Mittel zum Bau 
einer Luftflotte gesammelt. Wegen Ankaufs von Luftschiffen und 
Flugmaschinen steht Rußland mit französischen und deutschen Gesell- 
schaften in Verhandlung,
	        
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