Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

152 
Dreizehntes Kapitel. 
Gondel, der Motor war derselbe geblieben, aber der Schornstein 
nach seitwärts rechtwinklig umgebogen. Durch tiefere Lage der 
Gondel gedachte er Gasexplosionen zu vermeiden. Bei dem Ver- 
suche, den er zusammen mit dem bekannten Ballonfabrikanten Yon 
machte, soll es gelungen sein, das Fahrzeug trotz seiner Größe doch 
wegen seiner schlankeren Gestalt etwas gegen einen schwachen 
Wind vorzubringen. 
Da beim Aufstieg nach den schon entwickelten Gesetzen das 
überschüssige Gas entwichen war, wurde beim Abstieg das Volumen 
verringert, das noch vorhandene Gas strömte in eine Spitze des 
Ballons und stellte denselben mit seiner horizontalen Achse vertikal. 
Durch die schwere Gondel wurde dann das Netz von seiner Stange 
gerissen, der Ballon platzte, und die Maschine wurde im Fall zer- 
tirümmert. Die beiden Insassen kamen glücklicherweise mit leichteren 
Verletzungen davon. 
Der Mangel eines Ballonets war schuld an diesem Unglück. 
Trotz dieses Mißgeschicks plante Giffard einen dritten Aero- 
staten, dem er die ungeheuere Länge von 600 m bei 30 m größtem 
Durchmesser geben wollte. Der Motor dieses 220000 cbm großen 
Ballons sollte 30000 kg wiegen und eine KEigengeschwindigkeit von 
20 m pro Sekunde hervorrufen. 
Infolge der großen zum Bau erforderlichen Kosten kam diese 
Konstruktion nicht zustande, und Giffard wandte sich dem Bau 
kleiner Dampfmaschinen wieder zu. Seine schon erwähnte Erfindung 
des Injektors brachte ihm ein großes Vermögen, das ihm ermög- 
iichte, seine Luftschiffversuche wieder aufzunehmen. 
Er baute 1867 die erste Dampfwinde für Fesselballons und ließ 
ein Jahr darauf auf der Londoner Ausstellung einen Ballon von 
12000 cbm steigen, dessen Anfertigung ihn 700000 Frank gekostet 
hatte. 1878 finden wir in Paris einen solchen von 25000 cebm, und 
danach plante er den Bau eines 50000 cbm großen, lenkbaren 
Aerostaten, welchen er mit zwei Kesseln auszurüsten gedachte. Die 
Kosten sollten sich auf 1 Mill. Frank belaufen. 
Es kam aber nicht zur Durchführung der vollkommen aus- 
gearbeiteten Pläne, Giffard erblindete und nahm sich 1882 auch in 
geistiger Umnachtung das Leben. 
Nach dem mißglückten zweiten Versuche Giffards wurden erst 
während der Belagerung von Paris durch die Regierung weitere 
Arbeiten angeregt. Der Marine-Ingenieur Dupuy de Löme erhielt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.