Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Die Lenkballons von 1898—1909. 
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pielle Anwendung von zwei Motoren gibt den Luftschiffen einen 
verhältnismäßig hohen Grad von Betriebssicherheit. Da das Luft- 
schiff während der Fahrt keine Formveränderung erleiden kann, 
30 sind Beschädigungen, abgesehen von fortfliegenden Propeller- 
stücken, auf besondere Unfälle bei der Landung beschränkt.  Un- 
schwer wird sich eine weitere Vergrößerung des Inhaltes und damit 
der Tragkraft erzielen lassen. Damit wächst die Möglichkeit, stärkere 
Motore, größere Benzinvorräte und mehr Passagiere mitzunehmen. 
Letzteres ist bei längeren Fahrten schon zur Ablösung der Bedie- 
nung nützlich. Bei wachsender Fahrtdauer gewinnt die aeronautische 
Navigation ständig an Bedeutung, welche bei den »Z«-Schiffen 
durch ungehinderten Ausblick von der auf der Oberseite befind- 
lichen Plattform aus vorgenommen werden kann. Wenn man voraus- 
setzt, daß die Zukunft ein Netz von Luftschiffhallen über dem Kon- 
jinent entstehen lassen wird, so daß die Schiffe unabhängig vom 
Heimatshafen werden, so kann man die Bildung regelrechter Luft- 
schiffverkehrslinien nicht mehr als eine Utopie bezeichnen. 
Da außerdem neuerdings Versuche mit Funkentelegraphie von 
den »Z«-Schiffen aus angestellt werden und die Möglichkeit vor- 
handen ist, alle Metallteile leitend untereinander zu verbinden, so 
darf man sich der Hoffnung hingeben, daß die Erwartungen, die 
Graf Zeppelin in Wort und Schrift ausgesprochen hat, bei fort- 
schreitender Betriebssicherheit und Weiterentwicklung der Technik 
arfüllt werden. Wesentliche Erfahrungen hierfür wird die geplante 
Expedition in die Polargegenden zeitigen, in denen nach Ansicht 
der Polarforscher günstige aerostatische Bedingungen vorliegen sollen. 
Die bei Echterdingen erfolgte Explosion des Zeppelin -Luft- 
schiffes legte den Gedanken nahe, die Versteifung starrer Luftschiffe 
Jlurch Holz zu bewirken. Regierungsbaumeister Rettich brachte 
laher ein Gerippe in Vorschlag, welches dadurch entsteht, daß man 
Bretter zu vierkantigen hohlen Stangen zusammenleimt. Diese lassen 
sich dann beliebig verlängern und sind so biegsam, daß man durch 
yegenläufige Spiralen ein elastisches und in sich selbst tragendes 
Gerippe herstellen kann. Die Ausführung eines solchen Luftschiffes 
ist noch nicht zustande gekommen. Technisch schwieriger zu lösen 
ist der Gedanke desselben Erfinders, ein Luftschiff ganz aus Holz 
herzustellen, um dadurch sämtliche Stoffhüllen entbehrlich zu machen 
und eine bislang nicht erzielte Gasdichte zu erreichen. 
Eine andere Holzkonstruktion geht augenblicklich ihrer Voll- 
andung entgegen. Der Professor und Hochschullehrer Schütte aus
	        
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