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Erstes Kapitel.
Erfindung und wurde auf Lebenszeit an der Universität zu Coimbra
angestellt. Ein Bild zeigt seinen Aerostaten als eine dreiseitige, 6 Fuß
hohe Pyramide, deren schmale Seitenfläche an der Basis 6 Fuß lang
ist, während die beiden anderen, in eine weit vorragende Spitze aus-
'aufenden Seitenflächen an der Basis 15 Fuß maßen. Andere Be-
schreibungen sprechen von einem schiffsähnlichen, mit Papier über-
zogenen Lindenholzkorb. Der Auftrieb dieses Fahrzeuges wurde
Aurch Entzünden eines Feuers, also Füllung seines Innern mit heißer
Luft bewirkt. Der erste Versuch fand am 8. August 1709 zu Lissa-
bon in Gegenwart des Königs und seines Hofes statt. Das begeisterte
Volk gab Laurenzo de Gusmao die Beinamen »Voador« — Flieger
und »Passarola« — Vogel.
Der erste Heißluftballon war damit erfunden!
Man hat nun vielfach, namentlich in Frankreich, in geschicht-
lichen Darstellungen ausgeführt, ILiaurenzo de Gusmao seien zwei
Personen, von denen die erste, ein Mönch, eine abenteuerliche
Maschine erfunden und damit erfolglose Versuche angestellt habe,
während der Physiker de Gusmao einen Flugapparat angekündigt
habe, mit dem er sich von einem Turm in Lissabon habe herablassen
wollen. Dieser nie ausgeführte Plan habe dem letzteren den Namen
»O voador«e, d. h. der Mann, der fliegen will, eingetragen. Der
yelehrte Professor an der Stella Matutina zu Feldkirch, Balthasar
Wilhelm?), sowie noch andere haben einwandfrei aus alten Chro-
aiken die Wahrheit der Erzählungen festgestellt. Der Irrtum scheint
durch eine Verwechslung mit einem Bruder de Gusmaos hervorgerufen
zu sein. Daß man in jenen Zeiten die hervorragende Erfindung des
Neißluftballons nicht beachtet hat, muß uns begreiflich erscheinen,
wenn wir daran denken, daß man auch in unserer aufgeklärten Zeit
die 1905 ausgeführten erfolgreichen Flüge der Brüder Wright mit
ihrer Flugmaschine fast drei Jahre lang nicht geglaubt hat.
Die Verdienste der Brüder Montgolfier werden durch die Erfin-
dung von Laurenzo de Gusmao nicht im mindesten geschmälert.
Erwähnenswert sind ferner die Schriften des Dominikaner-
mönches Galien, den wir schon an dieser Stelle als einen weiteren
Vorläufer der Gebrüder Montgolfier erwähnen wollen. Wir finden
ı) An der Wiege der Luftschiffahrt. Von Balthasar Wilhelm, 8. J.
Professor an der Stella Matutina in Feldkirch. Zweiter Teil. Bartholomen
Lourenco de Gusmao, der erste *Luftschiffer. Frankfurter zeitgemäße Bro-
schüren. Hamm (Westf.). Verlag Breer & Thiemann 1909.