Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Fünfzehntes Kapitel. 
darauf aufmerksam gemacht, daß eine elastische Gummimembrane 
der anfänglichen Dehnung den größten Widerstand entgegen- 
setzt und den während der Ausdehnung abnehmenden Wider- 
stand erst wieder kurz vor dem Zerplatzen ansteigen läßt. Hieraus 
folge, daß ein automatisches Ventil in Funktion treten würde, wenn 
die Dehnung gerade begänne; zum Ausdehnen des Kautschuks könnte 
es also gar nicht kommen. 
Von der Tatsache dieses Einwandes kann sich jeder leicht beim 
Aufblasen der kleinen Hohlpfeifen mit Gummiblasen überzeugen, 
welche auf Jahrmärkten als Kinderspielzeug zu haben sind und 
öhrenbetäubende Töne von sich geben, wenn nach dem Aufpusten 
der ausgedehnte Gummi sich wieder zusammenzieht. Ganz deutlich 
kann man bemerken, daß die anfängliche Dehnung die größte 
Lungenkraft erfordert. 
Eigenartig ist bei diesem Ballon noch das in neuester Zeit bei 
Firnißballons vielfach geübte Bestreuen der Hülle mit feinem Alu- 
miniumpulver, durch welches die Sonnenstrahlung möglichst 
vermindert werden soll. 
Zum Typ der Ballonetluftschiffe »halbstarrer« Bauart können 
auch die in England gebauten Ballons gerechnet werden. Hier 
konstruierten Oberst Capper und Mr. Cod y bei der Luftschiffer- 
abteilung in Aldershot ein Luftschiff aus Goldschlägerhaut von nur 
2000 cbm Inhalt und 35 m Länge. Die Gondel hing an einem Netz, 
das durch breite Seitengurte verstärkt wurde. Mit dem Netz war 
anter dem Ballon ein kielartig verlaufendes Gerüst verbunden. 
Hinten trug der Kiel die Stabilisierungsorgane. Der »Nulli Secun- 
dus« machte im September 1907 nur wenige Fahrten. Kurz nach 
ler wegen Motordefekt erfolgten Landung zerriß die empfindliche 
Hülle, so daß das Luftschiff an Ort und Stelle vernichtet wurde. 
Ein neues Fahrzeug, Nulli Secundus II, wurde im Laufe des 
Jahres 1908 fertig. Infolge verschiedener Verbesserungen der Steuer- 
apparate hat dieses Schiff schon weit bessere Erfolge erzielt, 
Einen halbstarren Ballon erhielt 1909 auch Belgien. Dieser, 
bei Godard in Paris erbaute Aerostat trägt eine verhältnismäßig 
lange Gondel mit Schrauben vorn und hinten. Die Hülle zeigt bei 
2700 cbm Inhalt eine schlanke spindelartige Form. Ein durch einen 
Privatmann, Goldschmidt, in Belgien selbst fertiggestelltes Luftschiff 
aat nach den Zeitungsberichten gute Manövrierfähigkeit und ge- 
nügende Geschwindigkeit entwickelt.
	        
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