Fallschirme und Gileitflieger.
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schon einen als Gleitflieger verwendbaren Fallschirm darstellt, während
der Apparat, mit dem der Physiker Sebastien Lenormand 1783
sich vom Turm des Observatoriums in Montpellier herabstürzte, die
ganz unvollkommene Pilzgestalt hatte, die dann auch Blanchard
für seine den Parisern zugedachten Geflügelsendungen aus seinem
Ballon und schließlich, 22. Oktober 1797, Jacques Garnerin für
seinen ersten Absturz vom Ballon ihren Fallschirmen gaben. Auch
Leonardo da Vinci hatte um das Jahr 1500 herum an einen zelt-
äder betthimmelarti-
gen Fallschirm ge-
dacht und dessen vier
Grundseiten sowie die
Höhe zu je zwölf
Armlängen angegeben
(Saggio delle Opere di
L. d. V. Milano 1872).
Von einer Ausführung
dieses Apparates ist
aber nichts bekannt.
Garnerin schnitt sich
bei seinem Versuch in
1000 m Höhe vom
Ballon ab. Der Ab-
sturz erfolgte unter
neftigen Pendelungen,
weil die durch den
Fall im Hohlraum des
Schirmes verdichtete
Luft ganz unregel-
mäßig, bald an dieser,
bald an jener Stelle des Umfangs zu entweichen suchte. Für spätere
Abstürze gab man daher den Fallschirmen in der Mitte eine kleine
Öffnung. .
Wenn es auch wohl noch nie vorgekommen ist, daß solche Fall-
schirme, abgesehen von Schaustellungen, als lebenrettende Werk-
zeuge Verwendung fanden, so haben doch geplatzte oder sonst un-
absichtlich aufgerissene Frei- und Lenkballons, wenn unter dem
tragenden Netz die sich entleerende Hülle sich fallschirmartig nach
oben legen konnte, schon oft das Leben ihrer Besatzung gerettet.
Die Geschwindigkeit eines so herabfallenden Ballons übertrifft selten
Fallschirm im Fluge.