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Sechzehntes Kapitel.
nicht genügend ausgesteift waren, klappte aber sofort zusammen
und stürzte in 1! Minuten mit Cocking zur Erde (siehe Abbildung
S. 218). In den Nachrufen, die Cocking und seinem Apparat galten,
wurde mit den Ausdrücken »Dummheit« und »Wahnsinn« ete, nicht
gespart, und trotzdem stand die Wahrheit auf Seite Cockings bzw.
Sir Cayleys.
. Ehe ich hierauf näher eingehe, mag noch auf einen »Doppel-
lallschirm« Lattemanns hingewiesen werden, mit dem das in
Deutschland bestens bekannte Fräulein Käthe Paulus des öfteren
zu Werk geht. Beide Fallschirme hängen zusammengerollt unter-
einander an einer am Ballon befestigten Trapezstange. Der obere
löst sich beim Absprung von selbst vom Ballon und entfaltet sich,
während der zweite erst dann in Tätigkeit tritt, wenn der Fall ein
ruhiger geworden ist. Die Auslösung erfolgt durch Abziehen eines
Holzknebels mit einer am Trapez der Luftschifferin befestigten Leine.
Bedingung ist bei der Anwendung von Doppelfallschirmen, eine
zrößere Höhe abzuwarten.
Fräulein Paulus hat bei etwa 400 freien Ballonfahrten gegen
hundert Fallschirmabstürze ohne schwerere Unfälle vollführt. Die
Landung ist allerdings nicht immer »sehr glatt« verlaufen.
Um mit dem Wesen der Stabilität von Flächen und Körpern,
die dem freien Falle überlassen sind, etwas vertraut zu werden, nehme
man nur eine ebene Platte,
z. B. eine Postkarte und
jasse sie aus der Hand
{allen. Die Karte wird, wenn
sie nicht ganz horizontal
gehalten wurde, und bei
einiger Fallhöhe immer in
eine Zickzack- oder in eine
Drehbewegung um sich
selbst übergehen, während
ihr Schwerpunkt in mehr
der weniger steiler Bahn
sich dem Boden nähert.
Dieser Versuch wurde 1893
von Jarolimek zum Gegenstand einer Abhandlung in der Zeit-
schrift des Österr. Arch.- und Ing.-Vereins gemacht.
Biegt man die Karte in der aus der Figur Seite 221 ersichtlichen
Form einmal nach den beiden Mittellinien und dann entgegengesetzt
Drehfall ebener Platten.