Wissenschaftliche Luftschiffahrt.
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yases bei einer Auffahrt mit einer Charliere durch die schon mehr-
fach erwähnten Gebrüder Robert festgestellt.
Lavoisier, durch seine Methode der Zersetzung des W asser-
Jampfes bei Überleiten über glühendes Eisen zur Gasbereitung
Luftschiffern wohlbekannt, veröffentlichte 1784 im Auftrage der
Pariser Akademie ein sehr umfassendes Programm für wissenschalflt-
liche Ballonfahrten.
Die ersten elektrischen Beobachtungen führte Testu Brissy
bei einem Aufstieg am 18. Juni 1786 in Gewitterwolken aus, in
denen er an einer an der Gondel befindlichen eisernen Spitze eigen-
artige Entladungen — St. Elmsfeuer — bemerkt haben will. In
unbemanntem Ballon wiederholten der‘ Abbe Bertholon und
3aussure schon früher die Franklinschen Versuche zur Feststellung
der atmosphärischen Elektrizität mit guten Erfolgen.
Bei diesen Fahrten war aber. der Sport die Hauptsache; der
Ruhm, den ersten lediglich wissenschaftlichen Zwecken dienenden
Aufstieg unternommen zu haben, gebührt vielmehr dem durch seine
verhängnisvolle Kanalfahrt bekannten amerikanischen Arzte Dr. John
Jeffries aus Boston, der am 30. November 1784 mit dem Berufs-
luftschiffer Blanchard vom Rhedarium in der Parkstraße Londons
sich in die Lüfte erhob und nach 1! Stunden in der Nähe der
Themse bei Dartford landete.
Die Versuche, mit Flügelrudern eine Eigenbewegung des Aero-
staten zu erzielen, scheiterten dabei gänzlich, während die Fest-
stellungen des Zustandes der Atmosphäre und der Temperatur in
verschiedenen Höhen der Meteorologie einigen Nutzen gebracht
haben. Es war eine Höhe von 2740 m erreicht und eine Kälte von
1,9% ermittelt, während in London 10,6° Wärme herrschten.
Das mitgeführte Instrumentarium bestand aus dem gebräuch-
lichen Toricellisehen Gefäßbarometer, einem Taschenthermometer
mit einer Einteilung nach Reaumur’ und Fahrenheit, einem Hydro-
meter, Taschenelektrometer und Kompaß. Außerdem hatte Caven-
dish, der Entdecker des Wasserstoffgases, Jeffries noch veranlaßt,
einige kleine mit Wasser gefüllte Flaschen mitzunehmen, in denen
ar Luftproben aus den verschiedenen Höhen zur Erde herunter-
bringen sollte. Dem ersten Bordjournal für die Aufzeichnungen in
Rubriken begegnen wir hier. Ein Auszug aus der von Aßmann
wiedergegebenen Tabelle wird seine Einteilung erläutern. *)
) Näheres in »Les ballons et les vojages agriens«. Fulgence Marion. Paris 1869.