Wissenschaftliche Luftschiffahrt. 9297
lichen Fahrten im großen Stile.
Nach Überwindung mannigfacher
Schwierigkeiten ist ihm das auch
gelungen.
Mit Hilfe des 1881 gegründe-
;en Vereins für Luftschiffahrt hatte
der noch heute in Berlin wohlbe-
kannte Gerichtschemiker Jeserich
in den Jahren 1884 und 1885 auf
eigene Kosten fünf wissenschaft-
liche Luftfahrten unternommen, bei
lenen er allerdings neben elektri-
schen und meteorologischen in der
Hauptsache Iluftanalytische Unter-
suchungen ausführen wollte. Über
die Ergebnisse derselben ist nicht
viel bekannt geworden.!)
Nach Jeserich nahmen dann
lie preußischen Luftschifferoffiziere
ei ihren Auffahrten wissenschaftliche Beobachtungen auf. In erster
"inie war dies dem ersten Kommandeur Hauptmann Buchholz
zu danken, der den damaligen Leutnant Moedebeck Fühlung mit
dem Meteorologischen Institut nehmen ließ. Auf Grund der An-
‚egungen übernahmen Premierleutnant v. Tschudi, die Leutnants
”„. Hagen, Moedebeck und später insbesondere Groß auch
meteorologische Forschungen auf.
Die erste Anwendung des Aßmannschen Aspirationsthermometers
im Fesselballon führten Aßmann und v. Sigsfeld im Mai 1887 bei
Berlin aus, darnach verwendete es Moedebeck am 23. Juni zuerst
bei einer Freifahrt.
Bald ließ sich v. Sigsfeld auf eigene Kosten einen großen Ballon
‚»Herder«, nach seinem berühmten Vorfahren genannt, bauen, und
mit der ersten Auffahrt, die er gemeinsam mit Kremser vom Me-
‚eorologischen Institut am 23. Juni 1888 ausführte, begann unter Ver-
wendung des Aßmannschen Aspirationspsychrometers eine neue
Epoche wirklich einwandfreier Forschung.
Die vorhandenen Mittel erwiesen sich aber als nicht ausreichend,
and es wurde die Hilfe reicher Mäcene in Anspruch genommen.
Oberstleutnant z. D. H. W. L. Moedebeck.
1) Einige wenige Angaben, die Aßmann von Jeserich erhalten hat, befinden
sich in »Wissenschaftliche Luftfahrten«, S. 96 und 97.