Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Neunzehntes Kapitel. 
Die Gesamtkosten der Bauten haben rund 350000 M., die des 
Geländes und der Einrichtung rund 150000 M. betragen. 
Die maschinellen Einrichtungen sind außerordentlich sorgfältig 
zusammengestellt und sehr reichhaltig: 30 HP Körtingscher Saug- 
generator-Gasmotor, eine Lilienthalsche Dampfmaschine, Dynamo- 
maschine, eine Akkumulatorenbatterie, Elektrolyseur, Eismaschinen, 
eine größere Anzahl Elektromotoren der verschiedenen Stärken und 
eine sehr großzügig angelegte Beleuchtungsanlage. 
Das wissenschaftliche Personal besteht aus einem Direktor, 
mehreren wissenschaftlichen und technischen Mitarbeitern, Sekretär, 
Kanzlisten, Mechanikern, Maschinisten, Tischler, Ballonaufseher, 
Materialienverwalter und noch weiterem Unterpersonal. 
Die Aufgaben, die sich das Observatorium gestellt hat, umfassen 
das gesamte Gebiet der Aerologie. Es sollen Auffahrten mit be- 
mannten Ballons unternommen werden, bei denen nur solche Instru- 
mente verwertet werden, die größte Korrektheit der ermittelten Werte 
gewährleisten. Hierfür ist besonders das an anderer Stelle eingehend 
gewürdigte Aßmannsche Aspirations-Psychrometer zu nennen, dessen 
Gebrauch bei allen wissenschaftlichen Freifahrten gemäß den Be- 
schlüssen der Internationalen Kommission für wissenschaftliche Luft- 
schiffahrt obligatorisch ist. Es sei hier noch einmal ins Gedächtnis 
zurückgerufen, daß die von Beamten des Observatoriums im Frei- 
ballon erreichten Höhen bei weitem alle diejenigen übertreffen, die 
irgendwo in der Welt erzielt worden sind. Gegen dreißigmal wurden 
Höhen über 6000 m, über zwölfmal solche über 7000 m, fünfmal 
über 8000 m, zweimal über 9000 m und einmal über 10000 m er- 
reicht. Ferner werden Aufstiege unbemannter Ballons mit selbst- 
schreibenden Apparaten unternommen, bei denen die an anderer 
Stelle erwähnten Aßmannschen Methoden der Gummiballons zur 
Verwendung gelangen. Die Höhenforschungen mittels Drachen sind 
zanz besonders ausgebildet und erfolgen nach den von Rotch ein- 
geführten Methoden. Bei schwacher Luftbewegung finden auch ge- 
ärnißte Kugelballons Verwendung, mit denen man die anderweitig 
aoch nicht erreichten Höhen von gegen 5000 m sondiert hat. Das 
Aßmannsche Observatorium ist das vollkommenste und größte, das 
es in der Welt gibt. Noch nie ist es gelungen, so lange Zeit — 
über 6 Jahre — hindurch ununterbrochene Sondierungen in der 
Luft vorzunehmen. Es sei erwähnt, daß Se. Majestät der Deutsche 
Kaiser abermals sein großes Interesse für die wissenschaftliche Luft- 
schiffahrt bekundete und es sich nicht nehmen ließ, die Einweihung
	        
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