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Neunzehntes Kapitel.
Über die Benutzung aerologischer Beobachtungen für die
Wettervoraussage hat Aßmann einen sehr beachtenswerten Vortrag
beim internationalen Aerologen-Kongreß in Monaco gehalten.
Fast 7000 m Höhe sind vom Aßmannschen Observatorium und
anderen mittels Drachen erreicht worden, während die größte Höhe,
die durch einen Registrierballon überhaupt sondiert wurde, am
5, November 1908 über Uccle bei Brüssel erreicht worden ist.
Durch die ständigen aerologischen Observatorien und die vielen
Beobachtungswarten, die gelegentlich — namentlich an den inter-
aationalen Tagen — die Erforschung der höheren Schichten der
Atmosphäre in ihr Programm aufgenommen haben, ist auf dem
Lande jetzt schon ein weitumfassendes, allerdings immer noch zu
arweiterndes Netz von Stationen geschaffen, während man über den
Meeren erst nach Ausbildung der Hergesellschen Methoden mit den
Untersuchungen in weitergehendem Maße beginnen konnte.
Der größte Teil unserer Erdoberfläche besteht aber aus Wasser,
und deshalb ist die Erforschung der Luft über diesen weiten Flächen
aine unbedingte Notwendigkeit, wenn man die Gesetzmäßigkeit der
atmosphärischen Erscheinungen kennen lernen will. Der Amerikaner
Rotch hatte zuerst auf diese Notwendigkeit hingewiesen und bald
auch als erster auf dem Meere Registrierapparate hochgebracht,
aachdem schon im Frühjahr 1900 Professor Hergesell die ihm vom
Verfasser nach Friedrichshafen am Bodensee gesandten Drachen
shne Instrumente zu Aufstiegen auf einem Motorboot mit Erfolg
benutzt hatte.
Schon früh hatte Hergesell mit allen Kräften dahin gewirkt,
laß am Bodensee ein Observatorium ins Leben gerufen würde,
welches vornehmlich über dem Wasser Versuche anstellen sollte.
Unter Mitwirkung des Deutschen Reiches und der Uferstaaten
Jes Bodensees ist denn auch am 1. April 1908 in Friedrichshafen
ain aeronautisches Observatorium gegründet worden, das den Namen
»Drachenstation« führt. Mit Hilfe des 26,75 m langen, bis zu
19,5 Seemeilen laufenden Bootes »Gna« werden hier Drachen- und
Fesselballonaufstiege durchgeführt. Die Leitung des Observatoriums,
das eine württembergische Landesanstalt ist, ist Dr. E. Kleinschmidt,
einem früheren Assistenten von Hergesell übertragen, dem als wissen-
schaftlicher Mitarbeiter Dr. G. Jonas zur Seite steht. Die Aufstiege
erfolgen nach Möglichkeit täglich.
Allmählich haben sich dann weitere beteiligte Kreise dazu ent-
schlossen, durch Schiffsexpeditionen systematisch die Luft über dem