Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Wissenschaftliche Luftschiffahrt. 
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Bemannte Hochfahrten in den arktischen Regionen zu unter- 
nehmen, dürfte wohl für jetzt und die nächste Zukunft zu den Un- 
möglichkeiten gehören, wenngleich der Mensch nicht mehr von 
körperlichem Unbehagen ergriffen sein wird als in den wärmeren 
Breiten. 
Es interessiert wohl den Laien, auch über das körperliche Be- 
finden des Menschen in den höheren Schichten der Atmosphäre 
etwas zu vernehmen. 
Schon aus dem Jahre 1803 haben wir Berichte über eine nicht 
sehr gut verlaufene Hochfahrt, die der bereits genannte italienische 
Graf Zambeccari von Bologna aus unternommen hatte. Anfang 
Oktober stieg er mit zwei Begleitern in einer Charliere auf, die mit 
Spiritusflammen angeheizt werden sollte. Der Aerostat hatte so viel 
Auftrieb bekommen, daß der Führer und einer seiner Begleiter unter 
dem Einflusse der dünnen Luft ohnmächtig auf die Galerie nieder- 
sanken, während der dritte, der tagsüber nicht so angestrengt wie 
seine Kollegen gearbeitet hatte, wohlauf blieb und dieselben zu 
wecken vermochte, als der Ballon auf das Meer niederging. Ehe 
sie durch Ballastausgabe den Fall parieren konnten, waren sie schon 
mit der Gondel in das heftig bewegte Meer gefallen, und in der 
ersten Bestürzung warfen sie alles, was ihnen in die Finger kam, 
heraus, Ballast, Instrumente, Ruder, Teile der Kleidung, Lampen, 
Tauwerk ete. Hierdurch über Gebühr erleichtert, wurde die Gondel 
plötzlich wieder aus dem Wasser herausgerissen und der Ballon 
stieg rapid weit über die frühere Höhe hinaus. Das Atemholen 
wurde den Luftschiffern nun sehr beschwerlich, Zambeccari wurde 
seekrank und Grassetti lief das Blut aus der Nase, dabei wurde in- 
folge der oben herrschenden Kälte die nasse Kleidung aller mit 
einer Eiskruste überzogen. Als nachher der Ballon wieder herunter- 
ging, fiel er noch einmal ins Meer und nach mancherlei Fährlich- 
keiten wurden die Luftschiffer durch ein Boot gerettet. Zambeccari 
waren in der großen Höhe mehrere Finger erfroren, die er ampu- 
tieren lassen mußte. 
Eine bemerkenswerte Fahrt machten im September 1862 der 
von uns schon genannte Glaisher mit dem Luftschiffer Coxwell. 
Der Ballon hatte so großen Auftrieb erhalten, daß er schon nach 
ca. 18 Minuten 3200 m hoch war, also 3 m pro Sekunde zurück- 
gelegt hatte. Bei ca. 5000 m Höhe begann Coxwell Ermattung zu 
zeigen, während Glaisher noch frisch war. Bald waren sie 8800 m 
hoch, wo das Quecksilber bis auf — 19° gefallen war. Die Emp-
	        
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