Wissenschaftliche Luftschiffahrt.
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Berson vermochte 1901 mit Dr. Süring zusammen seinen eigenen
Rekord zu schlagen und gelangte bis in die Höhe von 10800 m.
Es stand für diese Fahrt ein 8400 cbm großer Ballon zur Ver-
fügung, der zur Ausführung einer Dauerfahrt gebaut worden war.
Mitte Juli 1901 fand mit diesem großen Ballon eine vorberei-
tende Fahrt statt, an der sich außer Berson und Süring noch
Dr v. Schroetter aus Wien beteiligte.
Der Ballon wurde mit Leuchtgas zu ungefähr %, gefüllt und
stieg bis zu einer Höhe von 7500 m. Dr. v. Schroetter machte
während der Fahrt seine physiologischen Beobachtungen.
Interessant ist das Training, dem sich die Höhenforscher unter-
zogen. Während der schon genannte Bert in einer pneumatischen
Kammer sich in 85 Minuten einer Luftverdünnung auf 248 mm
Quecksilbersäule aussetzte und ein Gelehrter Mosso sogar auf 192 mm
herabging, was einer Höhe von 11650 m entspricht, gingen Berson‘),
Süring und v. Schroetter ziemlich schnell, in 15 Minuten, auf 225 mm
— die Pumpen des Berliner pneumatischen Kabinetts gestatteten
keine weitere Druckverminderung —, bei welchem Druck Kaninchen
ohne Sauerstoff nach 1'/, Stunden starben, während Tauben umfielen,
auf der Erde umherrollten, aber das Experiment überstanden.
v. Schroetter hat nun eingehende Messungen des Pulses, der
Atemzüge usw. angestellt. Es würde zu weit führen, auf die Einzel-
heiten der Ergebnisse hier näher einzugehen, und es sollen deshalb
nur einige Empfindungen der Personen erwähnt werden.
7. Schroetter schildert:
„Wir befinden uns bei einer Verdünnung entsprechend einem
Luftdrucke von 300 mm. Schon haben sich früher, während das
Quecksilber sank, eigenartige Sensationen, ein Gefühl von Müdigkeit
and Schlafsucht, bemerkbar gemacht, gegen welches wir noch durch
absichtlich eingeleitetes vertieftes Atmen ankämpfen konnten.
Nun aber wird der Zustand immer beunruhigender. Auffallende
Blässe mit lividem Kolorit stellt sich ein, der Kopf wird schwer
und schwerer, die Beine zittern, die Hand versagt den Dienst. und
das Bewußtsein beginnt zu schwinden.
Einige Züge aus dem Sauerstoffrezipienten, und sofort fühlen
wir uns neu belebt; die bedrohlichen Erscheinungen sind wie mit
einem Schlage geschwunden, und volle geistige und körperliche
Frische ist zurückgekehrt.
1) Sonderabdruck aus: M. Michaelis, Sauerstofftherapie; H. v. Schroetter, Der
Sauerstoff in der Prophylaxe und Therapie der Luftdruckerkrankungen.