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Neunzehntes Kapitel.
hatte, um mindestens noch 300 m stieg, somit eine Maximalhöhe
von sicherlich 10800 m (vielleicht 11000 m) erreichte und hierauf
unter Nachwirkung des Ventilzuges in ein jähes Fallen umbog. Die
Ohnmacht beider Luftschiffer ging wohl bald in einen tiefen und
schweren Schlaf über; erst nach reichlich %, Stunden wachten sie
ziemlich zu gleicher Zeit auf und fanden den Ballon, in dauerndem
‚aschen Fallen begriffen, in einer Höhe von nur noch 5500 bis
6000 m. Ein Gefühl großer Mattigkeit, besonders aber bleierner
Schwere in den Extremitäten, machte zunächst jede Arbeit, ja jede
Bewegung trotz völlig wiedererlangtem Bewußtsein, unmöglich:
Später gelang es, sich so weit aufzuraffen, daß wir die Führung des
Ballons wieder in die Hand bekamen — an eine Wiederaufnahme
ler Ablesungen war jedoch nicht zu denken .. .«
Die Gründe davon, daß beide trotz Sauerstoffatmung doch ohn-
mächtig geworden sind, liegen nach v. Schroetter in der Art, wie die
Atmung vollzogen wurde: dieselbe garantierte nicht die Zuführung
ler absolut erforderlichen Menge.
Auch mit flüssiger Luft und mit flüssigem Sauerstoff sind Ver-
suche angestellt, die aber bislang nicht befriedigt haben.
v. Schroetter glaubt allen Zwischenfällen durch Anwendung
einer Maske begegnen zu können. Während sich dies Buch im
Druck befindet, kommt die Nachricht, daß in Italien ein bemannter
Ballon bis in eine Höhe von 12500 m gestiegen sein soll.
Die Methoden der Höhenforschung mittels Registrierapparate
verbessern sich andauernd, und die Meteorologen können deshalb
ıhne Schaden für die Wissenschaft bemannte Hochfahrten aufgeben,
zumal da dieselben mit ganz erheblichen Umständen und Kosten
verbunden sind.
Weiteren Versuchen, in noch größere Höhen zu dringen und
den Weltrekord zu schlagen, muß man mit den Worten des Dichters
begegnen: »Der Mensch versuche die Götter nicht!«
Es harren auch in geringeren Höhen, die gefahrlos aufgesucht.
werden können, noch genug Probleme ihrer Lösung. Besonders ist
dies der Fall in Bezug auf elektrische Fragen. In höherem Maße
denn früher, haben die bemannten Fahrten eigens Untersuchungen
dieser Art zum Gegenstand gehabt. Die Messung des elektrischen
Potentialgefälles im Ballon ist in ein neues Stadium getreten, nach-
dem Ebert in München die Veränderungen des elektrischen Feldes
der Atmosphäre durch den darin schwimmenden Ballon eingehend
experimentell untersucht hatte.