Zwanzigstes Kapitel.
Der Sport in der Luftschiffahrt.
Bald nach der Erfindung der Montgolfiere zogen Leute, wie
Blanchard, Robertson u. a., in allen europäischen Staaten umher und
produzierten sich mit Ballons vor einer Eintritt zahlenden Menge.
Durch das Gebaren dieser Leute, die ihre Aufstiege mit einer bom-
aastischen Reklame in Szene setzten, geriet der Luftsport bald in
Mißkredit.
In Berlin wurde der erste, aus Goldschlägerhaut gefertigte, un-
jemannte Ballon am 27. Dezember 1783 vom Lustgarten aus durch
einen Professor Achard aufgelassen.
Der erste gut vorbereitete Aufstieg eines bemannten Ballons
ging dort am 13. April 1803, 14 Jahre nach einer Reklamefahrt
Blanchards, mit dem Berufsluftschiffer Garnerin, dessen Frau
und einem Herrn Jean Paul Gärtner vor sich. Eine eingehende
Schilderung dieser Fahrt ist von einem Nachkommen des Gärtner,
einem Kaufmann Karl Georg Schulte-Kemminghaus zu Berlin,
den Illustrierten Aeronautischen Mitteilungen überliefert. In Gegen-
wart Ihrer Majestäten, des gesamten Hofstaates und einer unge-
heuren Zuschauermenge fand die Auffahrt vom Garten der Tier-
ärztlichen Hochschule aus statt; die Landung erfolgte in der Nähe
von Mittenwalde in dem Wusterhausener Forst.
Lange Jahre hat man in Berlin nichts von der Luftschifferei
mehr gehört bis zum Jahre 1881, in dem durch Dr. phil. W. Anger-
stein der Deutsche Verein zur Förderung der Luftschiffahrt ins
Leben gerufen wurde. Es gehörte großer Mut dazu, mit einer
solchen Gründung vor die Öffentlichkeit zu treten, da in jener Zeit