Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

Aufstiege von Montgolfieren, Charlieren und Rozieren. 21 
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Der bekannte Naturforscher Saussure hatte den Vorschlag 
gemacht, Erlenholz an Stelle von Stroh zur Anwendung zu bringen, 
ınd sich nicht gescheut, während der Füllung einer großen Mont- 
yolfiere 18 Minuten lang auf der Galerie des Aerostaten bei enormer 
litze auszuhalten, um die Vorgänge zu studieren. Er stellte dabei 
fest, daß oben die heißeste Luft frei von Sauerstoff, aber stark mit 
Verbrennungsgasen und Wasserdampf gemischt war. Dieser Ge- 
lehrte hatte ferner schon bei Laboratoriumsversuchen festgestellt, daß 
nicht die Wärme, sondern die dadurch hervorgerufene Verdünnung 
ler Luft die Ursache des Steigens eines Heißluftballons war. 
Die Gewichts- bzw. Auftriebszahlen der Luft bei verschiedenen 
Femperaturen sind etwa folgende: 
33 
Temperatur 
Gewicht pro 
Li ebm in ke 
| Auftrieb pro ı 
1 cbm in kg 
Bemerkungen 
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Ü° 
20° 
10° 
50° 
80° 
1009 
1,2928 U 
1,2044 0,0884 
1128 0,1748 
1,06 0,2328 
0,9998 5 0,298 
0,9457 I 0,347 
760 mm 
Druck 
In 2540 m Höhe wiegt aber ein Kubikmeter Luft (bei 0°) nur 
noch 0,95 kg, woraus hervorgeht, daß eine Montgolfiere keine 
zrößeren Höhen erreichen kann, weil die Gewichtsdifferenzen ein 
Onde haben. 
Alle diese Umstände haben dazu geführt, daß man den Luflft- 
schiffen des Professor Charles den Vorzug gab. Dieser hatte haupt- 
sächlich zu dem Zwecke, wissenschaftliche Untersuchungen in der 
Höhe anzustellen, einen zweiten Aerostaten gebaut, der mit 9 m 
Durchmesser seinen ersten Ballon in der Größe erheblich übertraf. 
Es lohnt sich, näher auf die Konstruktion von Charles ein- 
zagehen, da dieselbe bereits alle Teile enthält. die man auch heute 
noch bei dem Freiballon vorfindet. 
Über die Dichtung der Seidenhülle mit Gummilösung ist schon 
jas Wesentliche oben erwähnt worden. 
Neu ist zunächst das Netz. Dasselbe dient einem zweifachen 
Zwecke: es soll die Widerstandsfähigkeit der Hülle erhöhen, indem 
es eine Gegenwirkung gegen den inneren Gasdruck ausübt, und 
{erner die Last auf die Oberfläche des Stoffes gleichmäßig verteilen.
	        
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