Der Sport in der Luftschiffahrt.
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die Erwägungen noch einmal festgelegt und beschlossen, bei gleich-
bleibender Situation in niedriger Höhe weiterzufahren und über die
Ostsee zu fliegen.
Der Ausblick auf die Erde war herrlich; die zahlreichen, mit
einer Eisdecke überzogenen Seen sandten ein eigentümlich dumpfes,
rollendes Geräusch zum Ballon, das wohl von dem fortgesetzten
Bersten des Eises infolge abnehmenden Wasserstandes veranlaßt sein
mußte. Schreien von Hirschen, das Rufen von »Has, Has« zahl-
reicher bei einer Treibjagd angestellter Treiber unterbrach die er-
habene Ruhe im Ballon.
Mir ist es bei der Fahrt eigentlich vorgekommen, als ob viel
weniger Geräusch als sonst in die Höhe gedrungen sei; denn selten
hörte man einen Wagen fahren oder das Geschrei der Schuljugend,
die den Ballon immer mit lautem Hallo begrüßt, wenn derselbe über
die Dörfer hinwegschwebt. Vielleicht ist der Schall aus irgendwelchen
Umständen nicht so hoch gedrungen, vielleicht wurde der Ballon
weniger beachtet! Bei den Tauben rief unser Ballon, der wohl als
riesiger Raubvogel angesehen wird, die übliche Aufregung hervor,
die sich in ängstlichem Umherfliegen in dicht zusammengedrängten
Massen äußert. ;
Der Registrierballon, der inzwischen fleißig beobachtet war, wurde
bald infolge seiner größeren Höhe unseren Blicken durch unseren
aigenen Ballon entzogen.
Plötzlich gab es einen Ruck am Korbe, und ein rasselndes Ge-
räusch schreckte uns aus unseren Betrachtungen auf! Die Schnur
eines der für die Hoch-
lahrt zum Abschneiden
eingerichteten, draußen
am Korbe hängenden
großen Sandsäcke war
gerissen und der Ballast
entleert. Die Folge da-
von war ein Höher-
steigen des Ballons um
einige 100 m, was ja
3igentlich nicht beab-
sichtigt war. Auf der
Höhenkurve markiert
sich dieses zwischen
1JI0 und 11 Uhr ein-
Abtriebvorrichtung für kleinsten Widerstand eingestellt.
(Aus »Die Umschau«.)