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Einundzwanzigstes Kapitel.
Vorzügliche Aufnahmen aus größerer Höhe stellte 1880 Des-
maret in seinem Freiballon »Gabriel« her.
Desmarets ausgezeichnete Wolkenbilder und Vergrößerungen
seiner anderen Aufnahmen werden noch heute im Conservatoire des
Arts et Metiers gezeigt.
Von nun an nahm die Ballonphotographie einen langsamen,
aber stetigen Aufschwung, und zwar nicht nur in Frankreich, dem
Mutterlande aller Luftschiffahrt, sondern auch in England, wo
Shadbold sehr brauchbare Bilder von London anfertigte und
Woodbury 1881 eine Kamera für einen gefesselten unbemannten
Ballon konstruierte.
Der schon erwähnte Triboulet baute einen Apparat mit sieben
einzelnen Kameras.
In Deutschland und England lag in den achtziger Jahren die För-
derung der Ballonphotographie fast ausschließlich in den Händen der
Luftschifferoffiziere, von denen sich besonders der ältere v. Tschudi,
v. Hagen, v. Sigsfeld und die Engländer Major Elsdale und
Templer auszeichneten. Bei der preußischen Luftschifferabteilung
wurde eine besondere Sektion für Photographie eingerichtet, deren
Leitung nacheinander Hauptmann Davids, der Verfasser und Haupt-
mann Platzhoff hatten.
In Österreich verdankt man die ersten Bilder aus der Vogel-
perspektive dem bekannten Sportsmann Viktor Silberer, der sich
überhaupt, wie an anderer Stelle hervorgehoben ist, um die gesamte
Luftschiffahrt außerordentlich verdient gemacht hat.
Der hervorragendste Anteil an der Entwicklung der Ballon-
photographie und Fernphotographie gebührt der photographischen
Abteilung des italienischen Heeres, die der »Brigata Specialisti«
angegliedert ist. Unter Leitung des Kommandeurs der Luftschiffer,
Oberstleutnant Moris, wurde 1896 aus den Offizieren vom »Genie
Militaire« eine photographische Feldabteilung ins Leben gerufen. Die
größten Erfolge wurden zunächst von Leutnant Zaidivo erzielt; gut
gelungene Bilder wurden bis auf 100 km Entfernung gewonnen.
Die Abteilung hat sich auch mit Anfertigung von verkleinerten De-
peschen für den Transport durch Brieftauben befaßt und Studien
angestellt über die Bewegungen der Geschosse beim Fluge. Der
photographische Park für Luftschifferzwecke ist so einfach und
schnell in Tätigkeit zu setzen, daß schon in 20 Minuten die Kopien
der vom Gelände und den Truppenaufstellungen gemachten Auf-
nahmen abgeliefert werden können.