Dreiundzwanzigstes Kapitel.
Das Lesen von Photogrammen.
Bei Ballonbildern muß sich der Mensch in die ungewohnte
Perspektive hineindenken.
Es ist besonders schwierig, ja oft geradezu unmöglich, bei einer
Ballonaufnahme Unebenheiten des Geländes festzustellen, und zwar
wächst die Schwierigkeit, wenn das Luftschiff sich in großer Höhe
und direkt über dem aufzunehmenden Terrain befindet.
Bei Ballonbildern der Ebene gewinnt man oft den Eindruck,
als ob das Gelände im Hintergrunde, also im oberen Teile der Photo-
zramme, anstiege.
Dies hat in der Perspektive und in den Beleuchtungsverhält-
nissen seinen Grund.
Deutlich stechen weithin Chausseen und andere Kunststraßen
durch den hellen Schein des auf ihnen lagernden weißen Staubes
ab; außerdem sind sie schon an den symmetrisch zu beiden Seiten
gepflanzten Bäumen erkennbar.
Feldwege sind dagegen häufig nicht so auffallend und können
leichter übersehen werden, während Eisenbahnen hinwiederum ihren
Charakter durch die Schienenstriche nicht verleugnen können.
Die Wege sind nun meist ein ausgezeichnetes Mittel, schon
zleinere Bodenerhebungen anzuzeigen.
Wenn z. B. auf dem Bilde der Umgegend von Blankenburg
'S. 409) der Weg, der in der Mitte sich nach rechts von der Haupt-
straße abzweigt, im schwarzen Teile verschwindet und etwas weiterhin
zum Vorschein kommt, so zeigt dieser Umstand eben an, daß eine
Anhöhe ihn verdeckt.