Sechsundzwanzigstes Kapitel.
Brieftauben für Ballonzwecke.
Eine hervorragende Rolle spielten die Brieftauben während der
Belagerung von Paris, in welche Stadt nach erfolgter Einschließung
und Zerstörung der durch die Seine gehenden unterirdischen Kabel
Nachrichten nur noch durch diese gefiederten Boten hineinkommen
konnten.
An anderer Stelle ist schon erwähnt, daß im ganzen 363 Tauben
die Stadt im Ballon verließen, von denen allerdings nur 57 zurück-
gekehrt sind. Der Grund dieses verhältnismäßig schlechten Resul-
tates ist in der außerordentlich ungünstigen Witterung des Dezember
1870 zu suchen, der sich durch ungewöhnlich viele Schneestürme
oder ständiges nebliges Wetter sowie große Kälte auszeichnete.
Witterungseinflüsse wirken natürlich, wie auf alle Individuen, nicht
minder auch auf das Wohlbefinden der Tauben ein.
Eine lächerlich unsinnige Nachricht wurde während des Feld-
zuges verbreitet, um die ungünstigen Resultate beim Rückflug zu
erklären; es hieß, Bismarck habe aus Norddeutschland eine große
Anzahl Raubvögel nach Frankreich kommen und dieselben vor
Paris aussetzen lassen. Diesen sei eine große Anzahl der Luftboten
zum Opfer gefallen.
Der Gedanke, die Tiere durch Ballons herauszubringen, stammt
äbrigens nicht von einem Franzosen, sondern von einem Belgier
namens van Rosebek. Der erste Versuch, der am 25. September
im Ballon »La ville de Florence« mit drei Vögeln unternommen
wurde, fiel glücklich aus, und infolgedessen entschloß man sich,
allen abgehenden Luftschiffen eine Anzahl Tauben mitzugeben.