Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Sechsundzwanzigstes Kapitel. 
Schwalben zeigten ganz erheblich größere Eigenbewegung. Ein 
Züchter in Antwerpen ließ in Compiegne in Frankreich eine Anzahl 
derselben gleichzeitig mit Tauben aufsteigen und konnte feststellen, 
daß die 235 km betragende Entfernung von den Tauben in 3 Stun- 
den 45 Minuten, von den Schwalben dagegen bei 58 m Sekunden- 
geschwindigkeit in 1 Stunde und 7 Minuten — also dreimal so 
schnell — zurückgelegt wurde. 
Auf Grund seiner Versuche hat Flöring im Ballon folgende 
Schnelligkeit der Tauben im Mittel festgestellt: bei gutem Wetter 
42 km pro Stunde == 11,6 m pro Sekunde, bei weniger günstigem 
Wetter 33 km die Stunde = 9,1 m und bei sehr schlechter Witterung, 
Regen, Nebel und Schnee, nur 25 km pro Stunde = 6.0 m pro 
Sekunde. 
Etwas geringere Zahlenangaben macht Dr. Schultheiß in Karls- 
ruhe, welcher 1895 bei 11 Taubenflügen aus dem Ballon im Mittel 
6,35 m pro Sekunde feststellte. Die Windgeschwindigkeiten, welche 
ar bei den in Frage kommenden Fahrten ermittelte, betrugen 3,3 
bis 6,6 m pro Sekunde. 
Bemerkenswert waren die Leistungen zweier Flöringscher Tauben, 
die gelegentlich einer Fahrt bei Weststurm bei einem Winde von 
Jurehschnittlich 24,5 m die Sekunde vom Verfasser aufgelassen wurden. 
Der Ballon verschwand in 200 m Höhe in den Wolken und ge- 
riet bald in Regen und in größerer Höhe in Schnee. Die erste 
Taube wurde in 960 m Höhe nach 15 Minuten, die zweite nach 
20 Minuten in 1280 m abgelassen. Die Rückkehr nach Barmen er- 
zolgte innerhalb 30—85 Minuten, es waren also 36 m in der Sekunde 
zurückgelegt, wenn man den Gegenwind in Rechnung stellt. 
Am 1. Februar 1906 ging ein Ballon bei starkem Winde, Regen, 
Nebel und Schneetreiben von Barmen ab mit drei Brieftauben. Die 
erste, um die Mittagstunde in 100 km losgelassene Taube erreichte 
erst am zweiten Tag ihren Schlag, das zweite Tier ging gegen 1 Uhr 
in 160 km gerade bei dichtestem Schneegestöber fort und erreichte 
erst am dritten Tage völlig ermattet ihr Ziel; die letzte um 3 Uhr 
bei Magdeburg in 300 km Entfernung abgeschickte Taube ist nach 
7 Wochen zurückgekehrt, obgleich ihr an jedem Flügel 3 bis 
4 Schwungfedern anscheinend von einem Taubenräuber ausgerissen 
waren. 
Eine Glanztour des Flöringschen Schlages soll nicht unerwähnt 
bleiben: Die Landungsdepesche wurde gelegentlich einer 40 km 
weiten Fahrt in 40 Minuten nach Barmen befördert und traf dort
	        
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