Full text: Die Luftschiffahrt nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung

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Drittes Kapitel. 
Noch weniger lebensfähig als der Heißluftballon erwies sich die 
sog. »Roziere«, welche der schon mehrfach erwähnte Pilätre de 
Rozier konstruiert hatte. 
Dieser wirklich kühne: Luftschiffer war so ehrgeizig, daß er 
auch den Ruhm der ersten Fahrt über ein größeres Wasser für 
sich haben wollte, und zwar beabsichtigte er, den Kanal (La Manche) 
zu überfliegen. 
Der mit seinem fliegenden Wagen bereits erwähnte Blanchard 
war ihm jedoch zuvorgekommen. Dieser Mann hatte den Luftsport 
sofort zu Geschäftszwecken auszunutzen gewußt. Mit einer ab- 
stoßenden Reklame hatte er an allen größeren Orten Europas Ballon- 
zufstiege angekündigt und lediglich aus Prahlerei die Fahrt über 
den Kanal von England aus unternommen. 
Mit dem amerikanischen Arzt Dr. Jeffries war er am 
7. Januar 1785 von Dover aus aufgestiegen. In seiner Gondel be- 
janden sich eine Menge überflüssiger Gegenstände, Briefe englischer 
Zdelleute an befreundete Franzosen, sehr viel Mundvorrat, Ruder 
zur Fortbewegung des Fahrzeugs und anderes mehr. 
Schon bei der Abfahrt wäre der zu stark belastete Aerostat bei- 
nahe ins Wasser geraten, wenn nicht der Führer im letzten Moment 
allen verfügbaren Ballast bis auf 15 kg ausgeworfen hätte. Mit 
knapper Not hatten sie weiter bis zur Hälfte des Weges ihr Fahr- 
zeug durch Auswerfen aller entbehrlichen Sachen, Briefe, Bücher, 
Proviant usw. in der Luft halten können, aber dann fiel, als am 
Horizont die französische Küste auftauchte, die Hülle immer mehr 
zusammen. 
Blanchard warf nun die Ruderflügel fort, mit denen, wie er in 
Oombastischer Weise angekündigt hatte, der Ballon in der Luft ge- 
halten und nach einer bestimmten Richtung hin fortbewegt werden 
sollte. Als auch das noch nicht geholfen hatte, gingen die Ober- 
kleider über Bord; der Ballon sank jedoch immer tiefer, und nun 
wollte Dr. Jeffries ins Wasser springen, um durch die große Ge- 
wichtserleichterung die Fahrt zu verlängern. Aber dieses Opfer und 
jas geplante Abschneiden der Gondel wurden nicht erforderlich; 
der Aerostat erhielt plötzlich wieder Auftrieb, und es gelang mit 
knapper Not, die Küste bei Calais zu erreichen. Die beiden wurden 
lie Helden der Küstenorte. Eine marmorne Denksäule mit ent- 
sprechender Inschrift gibt der Nachwelt die Kunde der ersten denk- 
würdigen Kanalüberquerung.
	        
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